China greift mit eigener Digitalwährung an

Die Chinesische Zentralbank plant die weitläufige Einführung einer eigenen digitalen Währung, um zu verhindern, dass andere Player eine Vormachtstellung in diesem Sektor erringen können. Chinas Motivationen gehen jedoch weit über die eigenen Grenzen hinaus und der digitale Renminbi soll zum Türöffner für die globalen Ambitionen des Landes avancieren.

Bereits heute ist das digitale Zahlungs-Ökosystem Chinas eines der fortschrittlichsten der Welt. Ein breites Spektrum an finanziellen Dienstleistungen ist unkompliziert online verfügbar und rund 85% der Finanztransaktionen im Reich der Mitte involvieren inzwischen digitale Überweisungen. Die Chinesische Zentralbank (People’s Bank of China) mischt nun selbst mit und plant die Lancierung eines digitalen Renminbis, welchen sie seit einem Jahr in Grossstädten testet. Mit der Einführung einer digitalen Währung verfolgt China diverse Ziele, inlandbezogene, aber auch geostrategische.

Der wahre Wert des digitalen Renminbis besteht für die Zentralbank darin, dass sie die Informationsströme des Zahlungsverkehrs nachverfolgen kann.

Aristotel Kondili, Lazard Asset Management

Währungspolitik der Zukunft
In der Digitalisierung der Landeswährung sieht die Chinesische Volksbank einen Weg, die Wirksamkeit ihrer Währungspolitik und die Stärke des Renminbis auszubauen, während sie im Wettbewerb mit anderen digitalen Währungen bestehen kann.

Der wahre Wert des digitalen Renminbis besteht für die Zentralbank darin, dass sie die Informationsströme des Zahlungsverkehrs nachverfolgen kann. Überweisungen von Konsumenten und Unternehmen können in Echtzeit beobachtet werden und somit auch die Preisentwicklung. Die zeitgleiche Information hilft der Zentralbank dabei, die eigene Währungspolitik akkurater zu gestalten, besonders im Bereich der Geld- und Inflationspolitik und wertvolle Informationen über internationale Transaktionen zu sammeln.

Der starke geopolitische Einfluss Chinas in grossen Teilen Afrikas gepaart mit dem Mangel an Alternativen könnte es dem Land ermöglichen, den digitalen Renminbi dort auch als inländische Währung durchzusetzen und somit einen beträchtlichen, internationalen Bedeutungsanstieg herbeizuführen.

Aristotel Kondili

Globale Ambitionen
Obwohl der digitale Renminbi zurzeit vordergründig in China getestet wird, hat der Staat mit der Währung Pläne, die weit über die Landesgrenzen hinausgehen. China hat schon lange Mühe, seine Währung auch international zu etablieren und ein Grossteil der grenzüberschreitenden Finanztransaktionen mit dem Land wird zurzeit immer noch in US-Dollars abgewickelt. Falls sich die neue Digitalwährung in der Bevölkerung ausbreitet und für verlässliche und effiziente Zahlungsabwicklung bekannt wird, ist es nur eine Frage der Zeit, bis sie auch im Ausland Anklang findet.

Es wird erwartet, dass China seinen Handelspartnern in Afrika den digitalen Renminbi zum Test anbietet, da deren Landeswährungen oft schwer umwandelbar sind und Finanztransaktionen in vielen afrikanischen Staaten daher in US-Dollar abgeschlossen werden. Der starke geopolitische Einfluss Chinas in grossen Teilen Afrikas gepaart mit dem Mangel an Alternativen könnte es dem Land ermöglichen, den digitalen Renminbi dort auch als inländische Währung durchzusetzen und somit einen beträchtlichen, internationalen Bedeutungsanstieg herbeizuführen. Die Belt and Road Initiative verstärkt diese Entwicklung noch weiter, besonders wenn es China gelingt, den Renminbi entlang dieser Routen als Standardwährung für internationale Transaktionen zu etablieren.

Aristotel Kondili ist Portfoliomanager und Analyst mit Spezialisierung auf Schwellenländerwährungen und -anleihen sowie makroökonomische Themen bei Lazard Asset Management.
Hauptbildnachweis: Unpsplash