Das Goldlöckchen-Marktszenario – und die drei Bären

An den aktuell volatilen Aktienmärkten tummeln sich drei Arten von Bären. Doch wie haben sich die jüngsten Turbulenzen auf die jeweilige Gruppe ausgewirkt und für wen dürften sich die Turbulenzen gelohnt haben.

Bisher haben die Marktteilnehmer in diesem Jahr ein «Goldlöckchen»-Szenario mit ruhiger Inflation und positivem Wirtschaftswachstum eingepreist. Die jüngste Volatilität hat Zweifel an der Wahrscheinlichkeit einer sanften Landung aufkommen lassen. Unseres Erachtens wird die Marktentwicklung von drei grossen Anlegergruppen bestimmt – nennen wir sie die drei Bären.

Die jüngste Volatilität (an den Aktienmärkten) hat Zweifel an der Wahrscheinlichkeit einer sanften Landung aufkommen lassen.

Johanna Kyrklund, Group Chief Investment Officer, Schroders

Die erste Gruppe sind die Makro-Hedgefonds, die von der Auflösung des Yen-Carry-Trade betroffen sind. Die jüngste Änderung der Politik der Bank of Japan und die Erwartung von Zinssenkungen durch die Federal Reserve haben die Erwartungen bezüglich der Zinsdifferenz zwischen den USA und Japan untergraben, was zum Abbau von Positionen in einer Reihe von Carry Trades geführt hat. Die Auswirkungen dieser Transaktionen dürften bald verpuffen.

Die zweite Gruppe besteht aus Trendfolgern und systematischen Händlern. Diese Gruppe hat ihre erste Handelswelle durchgeführt, die im Wesentlichen eine Reaktion auf den Anstieg der Volatilität darstellt. Diese erste Welle ist in der Regel sehr schnell und weist eine hohe Korrelation zwischen den systematischen Strategien auf. Derzeit befinden wir uns wahrscheinlich in der zweiten Phase, in der sich die Signale verschieben, was auf eine Trendwende und eine geringere Korrelation zwischen den Strategien hindeutet. Unsere Analyse deutet darauf hin, dass die Situation an den Finanzmärkten für diese Anlegergruppe noch nicht ausgestanden ist.

Der dritte Bär ist der fundamentale Bär. Die Anleger dieser Gruppe (zu der wir uns selbst zählen) sind eher mittelfristig orientiert. Sie konzentrieren sich auf die Frage, ob das Rezessionsrisiko an den Märkten angemessen eingepreist ist. Angesichts der Tatsache, dass die Märkte derzeit fünf bis sechs Zinssenkungen der US-Notenbank um 25 Basispunkte bis zum Jahresende eskomptieren, halten wir die Marktpreise bereits für etwas übertrieben. Solange die Kreditmärkte (insbesondere die Kreditvergabe) und die Arbeitsmärkte stabil bleiben, kommen wir zu dem Schluss, dass die Bewertungen zwar nicht günstig genug sind, um den Kauf von Vermögenswerten unabhängig von der Konjunkturentwicklung zu rechtfertigen, die jüngste Korrektur die Märkte aber etwas aus dem Tritt gebracht hat und sich die Renditeaussichten für den Herbst damit verbessert haben.

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