Die Inselträume im Süden leben weiter
Inseln gelten als die Top-Ziele für Ferienhäuser im Mittelmeerraum. Hitzewellen, Wassermangel und Waldbrände scheinen dem bisher nur wenig anhaben zu können.
Sommerliche Hitzewellen, ausgedehnte Waldbrände, akuter Wassermangel, überfüllte Flughäfen, Staus bei An- und Abreise, Overtourism an verschiedenen Orten: Ferien rund ums Mittelmeer waren schon eine entspanntere Angelegenheit. Aber besonders die Inseln üben nach wie vor einen magischen Reiz aus, versprechen sie an den langen Ufern doch Romantik pur mit entspannenden Brisen. Kein Wunder schossen dort jahrzehntelang Zweitwohnungen und Häuser aus dem Boden. Auch wer sich nicht alles leisten kann, schaffte sich vielleicht ein Feriendomizil in südlichen Breiten an.
Milde Abende statt kalter Nächte
Und jetzt? Hält der Markt bei Immobilien für die schönste Zeit des Jahres, was er einst versprach? Klar, Norddeutschland und Skandinavien machen dem Süden zunehmend Konkurrenz mit gemässigten Temperaturen statt Glutofenhitze. Doch die kalten und langen Nächte im Winter sind nicht jedermanns Sache, der sein Zweitanwesen intensiv zu nutzen gedenkt. Und «einfach so» gelingt auch im Norden kein Immobilienkauf. In Dänemark kann als Ausländer nur zum Zuge kommen, wer einen besonders starken Bezug zum Land nachweisen kann. Ausserdem unterliegt er in der Regel Nutzungsbeschränkungen. In Schweden wickeln die Makler die Geschäfte ab, es fehlt der neutrale notarielle Schutz. Dann vielleicht doch lieber wie bisher im grossen Treck ans Mittelmeer.
Jürgen Dunsch, WirtschaftsjournalistAuf den Balearen wechselten 2024 nach Angaben der Notariate alles in allem 15’532 Immobilien den Besitzer.
Auf den Balearen wechselten 2024 nach Angaben der Notariate alles in allem 15’532 Immobilien den Besitzer. Im Vorjahresvergleich ist das ein kaum merkliches Wachstum von 0,6 Prozent, und die Zahl liegt unter dem Zehnjahresschnitt von gut 16’000 Transaktionen. Aber Bange machen gilt nicht. Der Makler Engel & Völkers, spezialisiert auf höherwertige Immobilien, behauptet in seinem jüngsten Marktbericht über Mallorca, Ibiza und Menorca: «Besonders das Premiumsegment boomt». Engel & Völkers hat auf den Balearen eine starke Marktposition, der durchschnittliche Verkaufspreis lag zuletzt bei rund 1,7 Millionen Euro. Die meisten Interessenten kommen aus Deutschland, Grossbritannien und der Schweiz, jüngst wuchs auch das Interesse von Amerikanern. «Mit einer durchschnittlichen jährlichen Rendite von 8 Prozent in den vergangenen zehn Jahren zeigt sich der Markt wachstumsstark und bietet eine nachhaltige, langfristige Wertsteigerung», ist das Maklernetzwerk überzeugt. Geschäftsführer Florian Hofer verspricht auch für die Zukunft eine «vielfältige und stabile» Nachfrage.
Grosse Preisunterschiede in Italien
In seinem erstmals erstellten Marktbericht Italien stuft Engel & Völkers Premiumimmobilien nach zwei mageren Jahren wieder als aussichtsreich ein. Die Transaktionen zögen an, und auch die Preise legten 2024 landesweit um 1,3 Prozent zu. Immer bedeutsamer würden im Luxussegment Energieeffizienz und nachhaltige Gebäudetechnik, wird betont. Die Lage auf den Inseln stellt sich sehr unterschiedlich dar. Auf Sardinien werden in den Promi-Fluchtburgen Porto Cervo und Porto Rotondo sage und schreibe bis zu 32’000 Euro je Quadratmeter aufgerufen. Capri klingt da mit einem durchschnittlichen Luxuspreis inklusive Meerblick von 14’000 Euro geradezu entspannt. Und Sizilien wird neben Apulien und Salento gar nur als einer der «dynamischten Wachstumsmärkte» mit bis zu 6’000 Euro bezeichnet.
Auf den griechischen Inseln heissen die Klassiker Mykonos und das benachbarte Paros mit Quadratmeterpreisen bis zu 12’000 Euro. Beliebt wie schon bisher sind auch Santorin und Rhodos, wohingegen die Nachbarinsel Symi sowie zum Beispiel Naxos erst jetzt zunehmend Freunde gewinnen. Griechenland-CEO Georg Petras hält das Erfolgsrezept auch weiterhin für nachhaltig: «Käufer suchen nach erstklassigen Immobilien, die mediterranen Lifestyle mit langfristigem Wertentwicklungspotential verbinden.» Das laufende Jahr mit einer «weiterhin stabilen Nachfrage und einem moderaten Preisanstieg … für sehr gute Lagen» soll das unterstreichen.