Billard: Die hohe Kunst des Vorausdenkens

Der Ursprung des Billardspiels liegt vermutlich im 13. Jahrhundert. Der Hofadel suchte nach neuen Beschäftigungen für den Zeitvertreib. Ab Mitte des 16. Jahrhunderts war das Billardspiel bereits an zahlreichen Königshäusern Europas etabliert und Bestandteil des Gesellschaftslebens. Überlieferungen zufolge war Billard unter anderem der schottischen Königin Maria Stuart und dem französischen König Karl IX. bekannt. Ende des 16. Jahrhunderts erreichten mit den Spaniern die ersten Billardtische auch Amerika.

Die meisten heutigen Theorien zu den Ursprüngen des Billardspielens lassen auf eine Verwandtschaft des Billardspiels mit anderen Ballspielen wie Cricket, Croquet und Golf schliessen. Ab dem 13. Jahrhundert finden sich Hinweise auf Ballspiele, die auf dem freien Feld gespielt und bei dem die Bälle mit einem Schläger oder Stock geschlagen wurden. Um auch in Gegenden mit meist schlechtem Wetter das Spiel betreiben zu können, verlegte man das Geschehen nach und nach in geschlossene Räume und dort schliesslich auf einen Tisch. Auch wenn die Spielfläche sich dadurch erheblich verkleinerte, blieb die Grundidee des Spiels die gleiche. Damit die Bälle nicht vom Tisch fielen, befestigte man an den Rändern Leisten. Bei diesen ersten Formen eines Ballspiels auf einem Tisch gehörten diverse Schikanen wie Tore, Bögen, Kegel und Löcher zur Ausstattung, wobei die Bälle mit dem dicken Ende des Schlägers geschlagen wurden, vergleichbar etwa mit dem heutigen Hockey. Ob die Ursprünge in Frankreich oder Grossbritannien liegen, ist nicht eindeutig geklärt. Eine der frühesten Erwähnungen eines Billardtisches jedoch beschreibt, dass der französische König Ludwig XI. einen solchen Tisch 1470 vom Kunsttischler Henri de Vigne erwarb.

Billard ist die hohe Kunst des Vorausdenkens. Es erfordert neben physischer Kondition, das logische Denken eines Schachspielers und die ruhige Hand eines Konzertpianisten.

Albert Einstein, Physiker, (1879 – 1955)

Die Urform des Billards fand draussen statt. Pfosten waren in der richtigen Entfernung platziert und die Spieler trieben die Kugeln zwischen diesen hin und her. Diesen Spielspass wollte man irgendwie in die Paläste holen, da das Spiel bei Regenwetter keinen Spass machte. Unangenehmer Nebeneffekt dabei: das Inventar der Gastgeber litt darunter. Porzellan, kostbare Fresken und Möbelstücke gingen schnell in die Brüche. Gastgeber König Ludwig XI. hatte 1470 eine Idee und bat den Kunsttischler Henri de Vigne um einen Lösungsvorschlag. Dieser entwarf einen Spieltisch mit erhöhten Banden, bedeckte die Tischplatte mit Stoff und entwarf Schläger und gerade Stöcke. Die Elfenbeinkugeln rollten elegant und fast lautlos über den Tisch und faszinierte viele Spielfreudige. In den Entstehungszeiten des Billards spielte man mit Holzkugeln und Lehmkugeln. Die Elfenbeinkugeln wurden später verboten.

Gesegnetes Teufelswerk
Ein Sprecher des Fünften Laterankonzils bezeichnete 1515 jegliches Glücksspiel als Teufelswerk, segnete jedoch das Billardspiel ab. Er war der Meinung, dass beim Billardspiel die Qualitäten des Geistes zur Geltung kämen und die Geschmeidigkeit des Körpers gefördert werde. Die schottische Königin Maria Stuart beklagte sich in einem Brief während ihrer Inhaftierung, man habe ihr den Billardtisch weggenommen. Bevor sie enthauptet wurde, kam sie noch in den Genuss eines Billardspiels. Den Spielstock bezeichnete man als Queue, er wog mehrere Kilogramm und der Tisch war um einiges grösser als heute. 1872 stattete man in Frankreich die Spitze des Queues mit einem Lederflicken aus um die Treff- und Stosssicherheit zu präzisieren.

Billard ist nicht gleich Snooker
Schon Goethe, Schiller, Mozart, Napoleon und viele andere grosse Persönlichkeiten der Zeitgeschichte liebten das Spiel mit den Kugeln. Auch Albert Einstein hatte eine ruhige Hand für das Spiel, das er «als die hohe Kunst des Vorausdenkens» bezeichnete. Die ersten Turniere begannen ab 1850. Erste grosse Meisterschaften fanden zu Beginn des 20. Jahrhunderts statt, vorwiegend in England und den USA. 1903 fand in Paris die erste grosse Amateur-Weltmeisterschaft statt. Mit Ausbruch des ersten Weltkrieges wurden die grossen Billard-Ereignissen aber auf Eis gelegt. Japanische Profis spielten in den USA und später in Europa professionelles Billard. Seit 1998 ist Billard eine olympisch anerkannte Sportart, gehört aber nicht zum olympischen Programm. Billard wird mit drei Arten von farbigen Bällen gespielt: Weiss, gelb und rot. Dann gibt es noch das Snooker-Spiel, das mit 15 roten Bällen gespielt wird, einem Queue-Ball und sechs farbigen Bällen. Das ist einer der Hauptunterschiede zwischen Billard und Snooker. Efren «Bata» Reyes zählt übrigens zu den besten und bekanntesten Billardspielern aller Zeiten. Er ist auch bekannt unter dem Namen «The Magician».

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