Chinesische Konsumnachfrage wird steigen

Nach einem starken Start ins Jahr 2023 haben die meisten Anlageklassen im Februar eine Preiskorrektur erfahren. Dies gilt insbesondere für die Obligationen, welche unter den erneut aufgekommenen Inflationsängsten gelitten haben. Es ist deshalb auch keine Überraschung, dass die Energiewerte sich gut entwickelt haben und der am besten performte Aktiensektor des Monats war.

Interessanterweise haben sich die Schweizerimmobilienfonds in diesem eher schwierigen Umfeld behaupten können, während die ausländischen Immobilienfonds und -aktien eine klare Korrektur auswiesen.

Südkorea, Thailand oder Japan werden überdurchschnittlich vom erwarteten Anstieg der chinesischen Importnachfrage profitieren.

Anastassios Frangulidis, Chefstratege, Pictet Asset Management

Stabilisierungszeichen der globalen Industrie
Die restriktivere Geldpolitik der Notenbanken hat im Verlauf des letzten Jahres weltweit zu einer Abschwächung der industriellen Tätigkeiten geführt. So ist der globale Einkaufsmanagerindex für die Industrie im Verlauf des letzten Jahres kontinuierlich gefallen und hat zum Ende des letzten Jahres mit einem Wert von 49.9 Punkte erstmals seit der Covidkrise den Kontraktionsbereich erreicht (Grafik 1). Nun ist seit Jahresbeginn eine leichte Erholung erkennbar. Diese hängt zu einem bedeutenden Teil mit der Öffnung Chinas zusammen. Dort hat der lokale Einkaufsmanagerindex mit einem Stand von 57.1 Punkte den Höchststand seit Januar 2010 erreicht. Noch Anfang letzten Jahres betrug der entsprechende Wert 41.3 Punkte.

Grafik 1: Stabilisierungszeichen der globalen Industrie

Quelle: Pictet Asset Management, Refinitiv, 03.03.2023

Neben der Verbesserung der industriellen Lage bringt das Ende des Lockdowns auch eine Besserung der Konsumnachfrage in China. Diese entwickelte sich wenig überraschend lange Zeit sehr schwach. So sind die realen Detailhandelsumsätze etwa 20% unter ihrem langfristigen Trend (Grafik 2).

Grafik 2: Starker Konsumnachholbedarf in China

Quelle: Pictet Asset Management, Refinitiv, 27.02.2023

Die nun erfolgte Normalisierung des sozialen Lebens wird zu einem starken Anstieg der Ausgaben nach Gütern und insbesondere Dienstleistungen. Dies besonders angesichts der hohen Überschussersparnissen der chinesischen Haushalte, welche etwa 8% des verfügbaren Einkommens betragen (Grafik 3). Wie die Erfahrung von anderen Ländern zeigt, kann der Abbau dieser Ersparnisse die Nachfrage stark anheizen. Zu den Gewinner dieser Entwicklung gehören neben den lokalen Unternehmen auch viele ausländische Unternehmen und Dienstleister weltweit, beispielsweise die Tourismusindustrie in Asien. Länder mit exportorientierter Ausrichtung wie Südkorea, Thailand oder Japan werden überdurchschnittlich vom erwarteten Anstieg der chinesischen Importnachfrage profitieren. Das ist auch für die Schweiz der Fall nicht aber für die Vereinigten Staaten.

Grafik 3: Hohe Überschussersparnisse der chinesischen Haushalte

Quelle: Pictet Asset Management, Refinitiv, 27.02.2023

Anlagepolitik mit zyklischen und defensiven Elementen
Wir haben im letzten Monat keine bedeutende Änderung bei der Anlagepolitik vorgenommen. Wir bleiben weiterhin eher defensiv ausgerichtet mit einer Übergewichtung der defensiven Sektoren und des Schweizer Aktienmarktes. Wir halten zusätzlich unsere Positionen in Aktien von Unternehmen die hauptsächlich auf high-end Produkte spezialisiert sind mit Schwerpunkt Asien. Zusätzlich sind wir in Schwellenländer-Anleihen und -Aktien stark investiert. Diese profitieren von der Öffnung Chinas. Ihre Währungen, welche sich im letzten Jahr gegenüber dem Dollar deutlich abgeschwächt haben, werden sich jetzt im Zuge der erwarteten Kapitalzuflüsse erholen. Interessant sind die Schwellenländeranleihen aber auch, weil ihre Notenbanken diesen Zinserhöhungszyklus früher als das Fed begonnen hatten und nun global die Ersten sind, deren Leitzinsen bereits wieder gesenkt werden. Bei den Obligationen sind wir vorerst vorsichtig gegenüber der Unternehmensanleihen mit einem tiefen Rating, während die globalen Staatsanleihen und insbesondere diejenigen der USA weiterhin positiv beurteilt werden.

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