Satire: Inside Bank Rupp & Cie – Karriereförderung
Inside Bank Rupp & Cie (bæŋkrʌptsi) ist eine satirische Kolumne und handelt vom Innenleben einer Bank und anderen Unzulänglichkeiten des Lebens. Heute zum Thema nachhaltige Karriereförderung ...
Die vom Workforce Management (die frühere Personalabteilung) missverständlich unter dem Titel Offener Austausch mit dem CEO organisierte Veranstaltungsreihe bestand in der Realität aus einem beinahe zweistündigen Monolog des Firmenchefs vor einer willkürlich ausgewählten Gruppe von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Bei der zwölften Austragung hatte es Rolf Mettler von der Wertschriftenabwicklung erwischt, Urs Huber vom Private Banking, Sibylle Läuchli vom Marketing, Samuel Tanner aus dem Handel sowie Mike Leutenegger vom Corporate Banking. Zu fünft sassen sie an diesem späten Freitagnachmittag um den endlos langen Sitzungstisch im altehrwürdigen Verwaltungsratssaal und lauschten bei stillem Wasser und stickiger Luft, was Firmenchef Hans «Joe» Spalinger ihnen über die Welt und sich selbst zu erzählen hatte.
Spalinger dozierte über dieses und jenes, von den neuen Technologien, Big Data, Digital Transformation und auch von anderen Challenges sprach er und streute bei seinen langatmigen Allgemeinplätzen regelmässig flaue Scherze ein, die vom Publikum äusserst wohlwollend aufgenommen wurden.
Im fröhlichen Gelächter der Anwesenden stach Mike Leuteneggers Organ besonders heraus. Stets ein wenig früher und deutlich lauter als dasjenige seiner Kollegen war der ambitionierte Corporate Banker wahrnehmbar, wenn Spalinger einen seiner voraussehbaren Kalauer zum Besten gab.
Und weil Leutenegger intuitiv zu glauben spürte, vom Firmenchef bestärkende Signale zu empfangen, nutzte er bald schon jede halbwegs passende Gelegenheit, um den stattlichen, stuckverzierten Saal mit seinem Stakkato-Lachen zu beschallen. Seine Lachsalven wurden immer dominanter und ungehemmter, und als Firmenchef Spalinger mit «jedem Bärchen sein Stärnchen …» ein nicht ganz astreines Spässchen über die heutige gendergerechte Sprache machte, musste er sich ob des frechen Scherzes vor lauter Lachen fast kugeln.
Auch der eitle Firmenchef schien am sonnigen Gemüt des Corporate Bankers Gefallen zu finden. Immer öfters unterbrach er sein Selbstgespräch und schaute Leutenegger bei seinem kuriosen Tun amüsiert und freundlich lächelnd zu.
In seinem tiefsten Inneren war er halt auch nur ein Mensch.
Die gute Stimmung kippte erst später. Es war im zweiten Teil des Anlasses, als der Firmenchef das anwesende Publikum noch ein wenig mehr an seinem eigenen Selbstverständnis teilhaben liess.
Nachdem er sich in höchsten Tönen über seine bisherige Leistungsbilanz ausgelassen hatte, begann er gleich darauf mit selbstgefälligem Grinsen über seine gefühlte künftige Leistungsgrenze zu philosophieren.
«De schkei isch dä limit …», prahlte er neudeutsch und mit auffallend starkem heimischen Akzent, während sein Blick ausdrucksstark zur Decke schweifte, um dort länger zu verharren.
Dann wurde Spalingers euphorische Rede plötzlich von künstlich lautem Gelächter unterbrochen.
Das einsame Gewieher hielt noch einen Moment an, bevor es durch eine unangenehme Stille abgelöst wurde.
Man konnte jetzt draussen die Vögel singen hören. Amsel und Blaumeise, Sibylle Läuchli glaubte aus dem Gezwitscher sogar eine Bachstelze herauszuhören.
Jedenfalls dauerte es, bis Spalingers sonore Stimme wieder einsetzte.
«Was lachen Sie so idiotisch!», brüllte er nach einer gefühlten Ewigkeit ungehalten in Richtung dieses impertinenten Corporate Bankers, an dessen Visage er sich noch manche Beförderungsrunde erinnern würde.