Satire: Inside Bank Rupp & Cie – Zwischentöne

Inside Bank Rupp & Cie (bæŋkrʌptsi) ist eine satirische Kolumne und handelt vom Innenleben einer Bank und anderen Unzulänglichkeiten des Lebens. Heute zum Thema Performance ...

«Ich will es, und zwar jetzt und sofort!» hallte es lautstark aus Urs Gerbers geräumigem Office. Und das bereits zum zweiten oder dritten Mal.

Sybille Gautschi schaute verwundert zu ihrer Kollegin Monica Läuchli.

Gerbers Personal Assistant ging zunächst nicht auf den Lärm ein. Erst als der stellvertretende Head Private Banking den Satz kurz darauf erneut in die Welt hinausbrüllte, fühlte sie sich wohl oder übel zu einer Reaktion bemüssigt.

«Hör einfach nicht hin», sagte sie unaufgeregt und winkte mit der Hand ab, «das legt sich wieder.»

«Und?», fragte sie, das Thema wechselnd, «wie war das gestrige Townhall Meeting?».

Gautschi verdrehte theatralisch die Augen. «Immer das gleiche Blabla …»

«Überhaupt nichts Spannendes?», fragte Läuchli interessiert nach.

Gautschi nahm einen Schluck vom Espresso. Sie benötigte ein paar Sekunden, bis ihr etwas wirklich Erwähnenswertes in den Sinn kam.

«Ah, doch», bemerkte sie mitleidig schmunzelnd, «bei uns stehen neu die Kunden im Mittelpunkt.»

Nun verdrehte auch Läuchli die Augen. Und auch den Kopf schüttelte sie vehement.

Danach war es beim traditionellen nachmittäglichen Kaffeekränzchen für ein einige Augenblicke still, bis Gerbers unangenehme Stimme abermals gut hörbar aus dem Chefbüro drang.

«Jetzt und sofort!», quengelte er mit weinerlichem Unterton und noch ein wenig lauter als beim letzten Mal.

Läuchli fühlte sich irgendwie an ihre zehnjährigen Zwillinge erinnert, während Gautschi irritiert und sogar ein wenig ängstlich in Richtung Bergers Büro guckte.

«OMG – oh my good», sagte sie erschrocken, als Sekunden später ein harter Gegenstand an der gepolsterten Zwischentür aufschlug, «… wer ist denn heute die oder der Leidtragende?»

Läuchli schüttelte bloss den Kopf. «Er ist ganz alleine im Büro.»

«Doch», versicherte sie, weil Gautschi sie ungläubig anschaute, «… wirklich ganz allein. Auch nicht am Telefon oder an einer Videokonferenz.»

«Aber?»

«Kein aber, er tut sich einfach enorm schwer, wenn es nicht nach seinem Kopf geht.»

Gautschi zuckte hilflos mit den Schultern, sie konnte sich beim besten Willen keinen Reim darauf machen.

"Performance-Probleme!"

Noch immer sah Gautschi ihre Kollegin fragend an.

«Lieferschwierigkeiten halt!»

«Bei einem wichtigen Bankprojekt?»

«Nein, nein», antwortete Läuchli kichernd, « … beim neuen Sportwagen.»