Warum der Schweizer Aktienmarkt weniger diversifiziert ist, als Anleger glauben
Dank einer Kombination aus politischer Stabilität, guter Unternehmensführung und hoher unternehmerischer Innovationskraft sind Schweizer Aktien beliebt. Insbesondere institutionelle Anleger investieren in Schweizer Unternehmen, weil diese historisch eine stabile Rendite erwirtschaftet haben. Der Markt hat sich den Ruf eines sicheren Hafens in Stressphasen erworben, weil er durch defensive Unternehmen geprägt ist und der Schweizer Franken zu einer Aufwertung tendiert.
Unter der Oberfläche verbirgt sich jedoch eine strukturelle Herausforderung, die oft übersehen wird: das Konzentrationsrisiko. In einer Zeit, in der passives Investieren und Indexnachbildung immer beliebter werden, ist dieses Risiko grösser geworden und kann für langfristig ausgerichtete Portfolios erheblich sein.
Hohe Konzentration in wenigen Titeln
Wie viele andere wichtige Indizes basiert auch der Swiss Performance Index (SPI) – der weithin als Referenzindex für Schweizer Aktien gilt – auf einer Gewichtung nach Marktkapitalisierung. Dies führt zu erheblichen Ungleichgewichten. So machen derzeit beispielsweise nur drei Unternehmen – Nestlé, Roche und Novartis – rund ein Drittel des gesamten SPI aus. Diese Konzentration ist nicht neu, aber ihre Auswirkungen werden immer signifikanter. Für institutionelle Anleger wie Pensionsfonds, die häufig den SPI als Referenzindex verwenden, bedeutet dies, dass die Portfolioergebnisse unverhältnismässig stark von der Entwicklung einer Handvoll Unternehmen und Sektoren abhängen.
Patrik Schuler, Portfolio Manager, Allianz Global InvestorsDie marktkapitalisierungs-gewichtete Berechnungsmethode der beiden am meisten beachteten Schweizer Aktienindizes vernachlässigt eines der ältesten Prinzipien der Geldanlage: die Diversifizierung.
Man stelle sich das Szenario eines unerwarteten regulatorischen Schocks oder einer Unterbrechung von Lieferketten in einem dieser Geschäftsbereiche vor. Die Auswirkungen auf diese dominierenden Unternehmen würden auf den gesamten Index ausstrahlen und den Anlegern Verlusten bescheren, die durch Diversifizierung hätten gemildert werden können. Mit anderen Worten: Was wie eine diversifizierte Schweizer Aktienallokation erscheint, ist in Wirklichkeit eine konzentrierte Wette auf wenige Unternehmen.
Diversifizierung ist wichtig
Die marktkapitalisierungs-gewichtete Berechnungsmethode der beiden am meisten beachteten Schweizer Aktienindizes vernachlässigt eines der ältesten Prinzipien der Geldanlage: die Diversifizierung. Und der Aufstieg passiver Anlagen verstärkt das Problem weiter. Denn passive Strategien replizieren per Konstruktion die Indexgewichtungen und bringen damit Konzentrationsrisiken in die Portfolios. Für langfristig orientierte Anleger kann dadurch eine Herausforderung entstehen. Gerade diejenigen Investments, die für stabile Renditen sorgen sollen, können systemische Risiken und Fragilität bergen. Darüber hinaus sind Märkte nicht statisch. Strukturelle Änderungen – etwa technologische Umbrüche, geopolitische Spannungen oder demografische Veränderungen – können die Sektor-Dynamiken in einer Weise verändern, die anhand historischer Daten nicht vorhersehbar ist. In einem solchen Umfeld wird es zunehmend fragwürdig, sich auf die Marktkapitalisierung als Gewichtungsgrundlage zu verlassen. Das Engagement in Schweizer Aktien sollte daher überdacht werden. Anstatt Konzentration als unvermeidlich hinzunehmen, können Anleger alternative Gewichtungsansätze anwenden, die der Risikostreuung mehr Gewicht einräumen und so die Abhängigkeit von einigen wenigen Mega-Caps verringern. Durch die Begrenzung einzelner Aktien-Engagements und die Verbreiterung der Sektorenabdeckung zielen diese Strategien darauf ab, das Wesentliche der Diversifizierung wiederherzustellen: Widerstandsfähigkeit gegenüber Unvorhergesehenem. Denn ein Portfolio, das den maximalen potenziellen Verlust eines einzelnen Unternehmens begrenzt, ist von Natur aus besser gegen Schocks gewappnet.
Ein alternatives Gewichtungsschema
Traditionelle Indizes wie der SMI und der SPI, bei denen wenige Mega-Cap-Unternehmen ein überdurchschnittlich hohes Gewicht haben, stellen für institutionelle Anleger somit ein erhebliches Cluster-Risiko dar. Um diesen Risiken zu begegnen, nutzt AllianzGI eine alternative und zugleich bewährte Methodik, die beim Schweizer Aktien COVA Index (SACI®) angewendet wird. Der SACI® wurde 2008 wissenschaftlich begründet und kommt seit 2009 im Management von institutionellen Mandaten zum Einsatz. Mit der ihm zugrundeliegenden gleichgewichteten und stufenförmigen Gewichtungsmethode wird primär eine stärkere Diversifikation der Aktien- und sektorspezifischen Risiken angestrebt. Ein auf Grundlage der SACI®-Methodik aufgebautes, gut diversifiziertes Portfolio – wie etwa der Fonds Allianz Diversified Swiss Equity – kann aus zirka 75 Titel von Schweizer Unternehmen bestehen, die regelbasiert aus dem SPI-Universum bestimmt werden. Die Verwaltung des Fonds erfolgt auf einem semi-aktiven Ansatz. So kann die Disziplin eines regelbasierten Rahmens mit der Flexibilität einer aktiven Umsetzung kombiniert werden, um einerseits auf spezielle Marktgegebenheiten (Trendbrüche, IPOs, Dividendenzahlungen, Spin-offs, mangelnde Liquidität) reagieren zu können und andererseits Marktineffizienzen wie den Small-Cap- und den Jahresendeffekt auszunutzen. Gestützt auf eine langjährig nachgewiesenen Erfolgsbilanz zielt die SACI®-Methodik darauf ab, das Verlustpotenzial einzelner Wertpapiere zu minimieren und so die Widerstandsfähigkeit gegenüber unvorhergesehenen Ereignissen zu gewährleisten. Durch die Kombination von systematischer Diversifizierung und taktischen Anpassungen strebt ein derart aufgestelltes Portfolio eine stabile langfristige Beteiligung an Schweizer Aktien bei gleichzeitiger Reduzierung des Konzentrationsrisikos an.