White Collar – Stress (Folge 2)

«White Collar» ist unsere Satire-Kolumne über (Un-)Sinnigkeiten aus der Geschäftswelt. Heute publizieren wir – im Nachgang zum gestrigen Auftakt – Folge 2 zum Thema «Stress» von Autor Andreas Hönger.

Lächeln
Tolle Erlebnisse zaubern uns ein Lächeln ins Gesicht. Glückshormone werden ausgeschüttet; wir sind fröhlich. Das Ganze funk­tioniert auch andersherum. Wenn du 60 Sekunden am Stück bewusst lächelst, drücken die Lächel-Muskeln auf den Nerv, der an dein Hirn sendet: Gute Laune! Dein limbisches System reagiert entzückt und sendet gute Hormone wie Serotonin; der Stress wird abgebaut, du hast dich selbst in einen Stressabbau-Modus versetzt. Verwende dies nicht in einem one to one; das Grinsen könnte dir unter Umständen negativ ausgelegt werden. Wenn es schnell gehen muss, lach einfach einmal laut und herzhaft – auch, wenn es dafür keinen bestimmten Grund gibt. Besonders wirksam ist diese Methode – aufgrund der unmittelbaren akustischen Rückmeldung – im Aufzug oder auf der Toilette.

Grimassen
Stress führt zu Verspannungen. Grimassen schneiden bewirkt eine sofortige Lockerung der Muskulatur und darüber hinaus eine reflektorische Entspannung des Innenlebens. Bei übermässigem Stress kannst du gerne auch den Affen spielen.

Entspannt snacken
Lebensmittel geben uns Energie und wirken gegen Stress. So enthalten Nüsse B-Vitamine sowie Kalium und Eisen, wodurch die Gedächtnisleistung unterstützt wird. Zudem liefern sie besonders viel Magnesium, das die Erregungsweiterleitung der Nerven, die Stress hervorrufen, hemmt und das Nervensystem beruhigt. Aber auch ein Bier, eine herzhafte Wurst oder eine Tafel Schokolade können Wunder wirken.

Positiv denken
Negative Glaubenssätze sind ein verbreitetes Hindernis beim Abbau von Stress. Je öfter wir uns einreden, dass wir etwas nicht können, umso eher verfestigt sich diese Annahme. Viel besser ist es, für sich positiv zu formulieren: Diese Folien mache ich zum zehnten Mal und wieder mache ich sie gut (der Fehler liegt beim Chef). Dabei brauchst du Geduld; solange, wie du dir das Negative über Jahre eingeredet hast, solange dauert es auch, den Spiess wieder umzudrehen.

Auflockerung
Lange Videocalls lassen sich ohne grossen Aufwand mit kleinen Spässchen auflockern. Beispielsweise durch originelle Chat-Beiträge: «Lasst euch nichts anmerken und sprecht ganz normal weiter. Wir werden abgehört!»

Entspannungstechniken
Neben Meditation, autogenem Training oder Yoga kannst du auch mit der progressiven Muskelentspannung gut Stress abbauen. Spann die Augenbrauenmuskeln während einer Sitzung fest an und löse sie erst nach der Sitzung wieder.

Tanzen
Pack eine Kollegin oder einen Kollegen beim gemeinsamen Drucker und tanze einfach mal los. Es macht praktisch allen Menschen Spass (falls nicht, hast du wohl den Chef erwischt) und verbrennt Kalorien. Eine ideale Kombination, um dem Stress abzubauen und gleichzeitig etwas für den Teamgeist zu tun.

Stressball
Mit dem Quetschball in der Hand kannst du Stress und Muskelverspannungen abbauen. Du wirst dich übrigens noch viel besser entspannen, wenn du ein Gesicht auf den Ball malst, das du gerne fest drücken möchtest.

Grün schauen
Je nach Stresslevel: fünf Minuten bis drei Stunden durchs Fenster ins Grüne schauen. Wer kein Fenster mit Blick ins Grüne hat, kann sich auch mit einer grünen Fläche an der Wand behelfen, z.B. den Golfteppich des Chefs aufhängen.

Kopieren
Leg eine Büroklammer in den Kopierer und mach 50 Kopien. Leg diese Klammerkopien wieder ins Papierfach und entspanne dich beim Beobachten des Kollegen, der beim Kopieren verzweifelt die Büroklammer sucht.

Hände reiben
Auch ohne guten Deal: Reibe die Hände aneinander und lege diese dann locker auf die geschlossenen Augen. Während du die Wärme spürst, nicht an den nächsten Termin denken.

Stift beissen
Mit einem Stift zwischen den Zähnen gleicht ein Gesicht einem lachenden Gesicht. Eine Studie hat gezeigt, dass die Teilnehmer, die den Stift zwischen den Zähnen hielten, wesentlich entspannter und lustiger waren als die, die den Stift zwischen den Lippen hielten. Achte drauf, dass der Stift dicht ist und beisse nicht zu stark.

Drück den Shen Men
Der Stresspunkt wird im Chinesischen Shen Men genannt. Der Punkt befindet sich in der Mitte der oberen Ohrmuschel, dort wo eine kleine dreiseitige Vertiefung ist. Beim Einatmen den Punkt drücken und beim Ausatmen lockerlassen. Bei Bedarf auch laut dazu stöhnen.

Etwas Ausgefallenes machen
Wer etwas Aussergewöhnliches macht, kann sein Stresslevel senken. Mach deinen Arbeitsplatz zum Dönerstand, oder frage die Kollegen, ob sie die Stimme auch hören.

Entschuldige, dass diese Kolumne etwas länger als gewohnt geraten ist; aber es liegt uns daran, dass du entspannt und glücklich bist.

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