Wie Private Debt von der wirtschaftlichen Fragmentierung profitiert
Die Weltwirtschaft steht 2025 an einem Wendepunkt. Nicht nur internationale Lieferketten, sondern auch klassische Investmentstrategien stehen auf dem Prüfstand. Für Private-Debt-Investoren bedeutet das: Risiken erkennen, Chancen nutzen – und vor allem umdenken.
Was früher selbstverständlich war – stabile Handelsströme, international vernetzte Lieferketten – wird zunehmend zur Ausnahme. Neue Zollregelungen und politische Brüche zwingen Unternehmen dazu, ihre Geschäftsmodelle anzupassen. Dabei trifft die wirtschaftliche Unsicherheit die Weltregionen unterschiedlich: Während US-Unternehmen unter steigenden Importkosten leiden, spürt der asiatisch-pazifische Raum die Auswirkungen sinkender Exportnachfrage. Europa hingegen wirkt in Teilen wie ein sicherer Hafen.
Lokal statt global – die Rückkehr zur Regionalität
Ein klarer Trend ist erkennbar: Unternehmen, die stark in ihren Heimatmärkten verankert sind, gelten als robuster. In Europa profitieren vor allem kleinere, dienstleistungsorientierte Mittelständler mit regionalem Fokus. In den USA wiederum bieten Unternehmen mit rein inländischen Lieferketten Stabilität. Und auch in Asien richten sich viele Firmen zunehmend auf heimische Märkte aus – nicht zuletzt als Reaktion auf internationale Unsicherheiten.
Sektorale Selektion: Defensive Branchen punkten
In einem solchen Umfeld wird die Auswahl der Branchen zur strategischen Schlüsselentscheidung. Gesundheitswesen, Bildung, Energie- und Wasserversorgung – all diese Bereiche zeigen sich wenig anfällig für globale Turbulenzen. Dagegen geraten zyklische Konsumgüter, Elektronik oder exportabhängige Industrien stärker unter Druck. In den USA bieten sich Nischen in der Luftfahrt, im Verteidigungsbereich und in spezialisierten Gesundheitsdiensten an. In Europa gewinnen Softwarelösungen und kritische Infrastrukturen an Bedeutung.
Diversifikation ist kein Luxus mehr – sie ist Pflicht
Lange Zeit lag der Fokus vieler Investoren auf dem nordamerikanischen Markt. Doch das ändert sich. Europa rückt stärker in den Blick – insbesondere aufgrund seiner geringeren Abhängigkeit von den USA und der breiten sektoralen Aufstellung. Europa punktet mit Stabilität im unteren Mittelstand. Unternehmen hier sind oft wenig in globale Lieferketten eingebunden, wodurch direkte Zollrisiken reduziert werden. Robuste Vertragsstandards und die zunehmende Nachfrage nach geografischer Diversifizierung machen europäische Strategien attraktiv.
Kirsten Bode, Co-Head Private Debt, Muzinich & Co.Gesundheitswesen, Bildung, Energie- und Wasserversorgung – all diese Bereiche zeigen sich wenig anfällig für globale Turbulenzen.
Die USA stehen vor der Herausforderung, steigende Kosten und schwankendes Vertrauen aufzufangen. Buyout-Finanzierungen verlieren an Relevanz, während selektive Kreditvergaben in stabilen Nischen neue Chancen eröffnen. Besonders gefragt: Sektoren mit geringer Abhängigkeit von globalen Faktoren. Asien-Pazifik zeigt ein gemischtes Bild. Märkte wie Indien, Vietnam und Indonesien müssen sich auf mögliche tarifäre Risiken einstellen. Gleichzeitig bleiben sie Wachstumsregionen mit enormem Potenzial – insbesondere, wenn sich lokale Banken zurückhalten und alternative Finanzierung gefragt ist. Langfristig überzeugt der asiatisch-pazifische Raum mit demografischem Rückenwind, wachsendem Konsum und grossem Investitionsbedarf in Infrastruktur.
Die neue Private-Debt-Welt ist lokal, selektiv und diversifiziert
In einer Welt, die sich wirtschaftlich zunehmend fragmentiert, müssen sich auch Investoren anpassen. Die Kunst besteht darin, lokale Resilienz zu erkennen, defensive Sektoren gezielt zu fördern und neue regionale Gleichgewichte in den Portfolios herzustellen. Gerade Private-Debt-Manager mit internationaler Aufstellung und lokaler Expertise sind jetzt im Vorteil. Denn in Zeiten globaler Unsicherheit entstehen die besten Chancen oft dort, wo andere nur Risiken sehen – im unteren Mittelstand, in stabilen Branchen und in Märkten, die bisher im Schatten der grossen Wirtschaftszentren standen.