Satire: Inside Bank Rupp & Cie – Team Building

Inside Bank Rupp & Cie (bæŋkrʌptsi) ist eine satirische Kolumne und handelt vom Innenleben einer Bank und anderen Unzulänglichkeiten des Lebens. Heute zum Thema vertrauensbildende Massnahmen ...

«Puh! Schon hier unten ist es saumässig heiss», konstatierte Felix Leuthold halblaut, bevor er sich ein weiteres Mal mit dem Ärmel den Schweiss von der Stirne wischte.

Seine Bemerkung richtete sich an Enzo Stierli, dessen Blick der steilen Wand entlang in die Höhe wanderte, wo ihr Vorgesetzter Ernst Kneubühler mit ungelenken Bewegungen den Versuch unternahm, im Klettersteig Halt zu finden.

«Challenges» nannte sich der diesjährige Team-Anlass, der die Abteilung Trade Finance in voralpine Hügel des Zürcher Oberlands führte, wo unter Leitung eines externen Adventure Guide der angeschlagene Teamgeist gestärkt werden sollte.

Stierli nickte kommentarlos, während er instruktionsgemäss seinen Chef sicherte.

«Ich meine, wer wollte grosskotzig als erster rauf?», flüsterte Leuthold seinem Kollegen hinter vorgehaltener Hand zu, während die Schimpfwörter immer deutlicher vernehmbar wurden.

«Alles klar da oben, Herr Kneubühler?», rief Stierli seinem Vorgesetzten zu, der zur Beantwortung der Frage ein paar Augenblicke benötigte.

«Selbstverständlich», ächzte er, «… bin schon beinahe oben.»

Leuthold und Stierli schauten sich grinsend an.

«Super!», rief Leuthold zurück.

«Sollen wir ihn nicht runterholen? Der baumelt seit einigen Minuten ja nur noch im Seil.» Stierlis Frage war berechtigt.

«Wer hat mit Leaders ahead geprahlt und dem Instruktor das Seil noch während der Einführung aus der Hand gerissen?»

Stierli brauchte nicht zu antworten.

Ganz oben am Himmel konnte man zwei Gleitschirmpiloten bei ihrem eleganten Tanz beobachten.

«Cool!», sagte Leuthold, «… fast so geschmeidig wie Kneubi.»

Erneut mussten beide herzhaft lachen.

«Aber irgendwie fühle ich mich schon ein bisschen unwohl», sagte Stierli nach weiteren fünf ereignislosen Minuten.

«Wer reist die ganze Zeit auf Kosten der Bank in der Welt herum?», empörte Leuthold sich lauthals, ohne dass es Kneubühler zur Kenntnis nahm. Dafür fehlte ihm mittlerweile die Kraft.

«Immerhin», stellte Stierli nüchtern fest, «hängt er zur Strafe schon mehr als zwölf Minuten da oben in den Seilen.»

Leuthold zuckte gleichgültig mit den Schultern.

Weitere zehn Minuten vergingen, bis Stierli zu einem weiteren verbalen Rettungsversuch ansetzte.

«Lass uns ihn jetzt runterholen», sagte er mit Blick auf Kneubühler, der tatsächlich wie ein Sack in den Seilen hing.

«Und wer ist im erweiterten Management Committee und hat den Laden im letzten Jahr fast an die Wand gefahren?», entgegnete Leuthold.

«Nicht meine Bank. Und auch nicht mein Geld», schoss es Stierli durch den Kopf. Er winkte ab.

Inzwischen waren bereits knapp zwanzig Minuten vergangen, und Managing Director Kneubühler klammerte sich immer verzweifelter ans Seil. Der Head Trade Finance bot wahrlich ein himmeltrauriges Bild.

«So, jetzt ist aber genug», sagte Stierli genauso plötzlich wie bestimmt, kurz nachdem er den fragenden Blick des Guides mit erhobenem Daumen beantwortet hatte. Zustimmung erheischend schaute er zu Leuthold, der abermals den Mund verzog.

«Und wer hat dir letzthin die Spesenrechnung brutal zusammengestrichen?», bemerkte er spontan.

Jetzt war es Stierli, der eine gehörige Grimasse schnitt. Die Abteilungs-Nummer 15 schaute zunächst nach oben und nachher zu Leuthold. Dann hantierte er am Karabiner herum und liess das Sicherheitsseil langsam schleifen….