Die Lage in Taiwan ist ein gefährlich unterschätztes Problem für die Weltwirtschaft

Chinesische Drohgebärden in Richtung Taiwan haben sich in den vergangenen Wochen massiv verschärft. Gleichzeitig haben die USA eine hochrangige Delegation nach Taiwan entsandt. Der strategische Konflikt zwischen den Grossmächten USA und China hat damit eine gefährliche Dynamik entwickelt, die nicht nur von Investoren keinesfalls unterschätzt werden sollte.

Das FERI Cognitive Finance Institute in seiner aktuellen Analyse «Trouble Spot Taiwan – ein gefährlich unterschätztes Problem» zum Schluss, dass das geopolitische Big Picture auf absehbare Zeit stark von diesem Konflikt geprägt und das Risiko einer militärischen Auseinandersetzung um Taiwan ernsthaft im Raum steht.

Eine mögliche Invasion Taiwans ist für China nicht nur ein Gedankenspiel, sondern zentrales Element offizieller Politik.

Heinz-Werner Rapp, Gründer und Leiter FERI Cognitive Finance Institute

Obwohl Taiwan auf der Weltbühne scheinbar nur eine untergeordnete Rolle spiele, repräsentiert die Insel ein massives Konflikt- und Disruptionspotential – vor allem aufgrund ihrer strategischen Lage im Südchinesischen Meer.

Gefahr einer militärischen Konfrontation
Taiwan besitzt seit Jahrzehnten einen unklaren Status. Zwar reklamiert das Land seine Eigenständigkeit, diese wird jedoch im Wesentlichen nur von der Schutzmacht USA anerkannt und gewährleistet. Die chinesische Führung bezeichnet Taiwan als «abtrünnige Provinz», fordert eine «Wiedervereinigung» und droht ganz offen mit Krieg und Invasion für den Fall, dass Taiwan seine Unabhängigkeit erklärt. Die USA haben ihrerseits mehrfach signalisiert, dass sie einer Aggression Chinas nicht tatenlos zusehen werden und im Februar mit der Entsendung eines Flugzeugträgers in die Region reagiert. Dass China gerade jetzt den Druck auf Taiwan erhöht, ist nach Einschätzung des FERI Cognitive Finance Institute kein Zufall. Mit den gezielten Provokationen teste die chinesische Führung gezielt die Standfestigkeit und Handlungsfähigkeit der Schutzmacht USA unter ihrem neuen Präsidenten Joe Biden.

Nadelöhr und Engpassfaktor der Weltwirtschaft
Da Taiwan nicht nur an einer der meistbefahrenen Wasserstrassen der Welt liegt, sondern mit «TSMC» auch einen der weltweit wichtigsten Produzenten hochwertiger Computerchips repräsentiert, hätte eine Eskalation schockartige Folgen für Weltwirtschaft und Kapitalmärkte. Schon heute leide die Weltwirtschaft unter akuter Knappheit von Computerchips, was durch negative Entwicklungen in Taiwan massiv verschärft würde.

Der aktuelle Taiwan-Konflikt belastet das geopolitische Klima und bedroht zugleich die weitere Entwicklung der Weltwirtschaft. Damit ist klar, dass eine weitere Eskalation um Taiwan nicht als weit entferntes non-event abgetan werden kann.

Heinz-Werner Rapp

Investoren sollten deshalb den «Trouble Spot Taiwan» in nächster Zeit sehr genau im Blick behalten und die davon ausgehenden Risiken keinesfalls unterschätzen.

Die Analyse «Trouble Spot Taiwan – ein gefährlich unterschätztes Problem» findet sich hier.

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