Satire: Inside Bank Rupp & Cie – Unbossed

Inside Bank Rupp & Cie (bæŋkrʌptsi) ist eine satirische Kolumne und handelt vom Innenleben einer Bank und anderen Unzulänglichkeiten des Lebens. Heute zum Thema Win-Win.

Die Idee schwirrte Abteilungsleiter Henry Petermann schon lange im Kopf herum, er hatte in einer Wirtschaftszeitung ausführlich darüber gelesen: Unbossed!

Kollaborativer Führungsapproach statt strenger Hierarchie.

Begegnungen auf beinahe gleicher Augenhöhe.

Fröhliche, sinnstiftende und gemeinschaftliche Raumerweiterung für selbständiges Arbeiten und innovatives Denken.

Geteilte Grossraumbüro-Ambiance.

Der Chef als unauffälliges Rädchen. Ohne Verantwortung und allem.

Das schwebte Petermann vor.

Und vor allem: mehr Übersicht und mehr Kontrolle!

Der Gedanke war faszinierend. Es dauerte weniger als ein halbes Jahr, bis Petermann den ersten Schritt – die Arbeitsplatzverlegung von der Teppichetage ins Grossraumbüro – vollzogen hatte.

Sozusagen mittenhinein in die operative Hektik.

Umzingelt von fast vier Dutzend Full-Time-Nasen.

Die Realität gab ihm recht. Projekt Argus war ab dem ersten Tag ein voller Erfolg.

Weniger Coffee Breaks!

Weniger private Gespräche am Arbeitsplatz!

Kürzere Mittagspausen!

Und eine markant verbesserte Einhaltung der Blockzeiten!

Im Grunde sprach nichts gegen die Weiterführung des avantgardistischen Führungsstils.

Das Einzige, was Petermann an der Sache störte, war die ständige subalterne Beobachtung.

Die Mitarbeiter beurteilten ihn plötzlich nicht mehr bloss nach seinen wortreichen Reden, sondern nach seinem alltäglichen Verhalten.

Petermanns baldiger Rückzug aus dem Grossraumbüro war jedenfalls für alle Beteiligten eine grosse Erleichterung.

Ganz besonders für Petermann selbst.