Satire: Inside Bank Rupp & Cie – Hone(st)y
Inside Bank Rupp & Cie (bæŋkrʌptsi) ist eine satirische Kolumne und handelt vom Innenleben einer Bank und anderen Unzulänglichkeiten des Lebens. Heute zum Thema Feedback.
«Darf ich dich etwas fragen?”, brummelte Remo Gasser. Er stocherte lustlos im Nudel-Auflauf herum.
Die Frage richtete sich an seine Frau Laura-Constantia.
«Darf ich dich etwas fragen? Etwas Wichtiges!», wiederholte er, weil sie überhaupt nicht reagierte.
«Was meinst du?», erwiderte sie nun gedankenverloren, derweil ihre beiden Daumen flink über die Tastatur ihres Smartphones huschten.
«Es geht um das heutige Mitarbeitergespräch mit Stocker. Ich möchte deine ehrliche Meinung dazu hören», fuhr er fort.
«Wirklich nur ganz kurz, es beschäftigt mich schon die ganze Zeit», setzte er hinzu, weil Laura-Constantia unbeirrt weitertippte.
«Also!», antwortete sie mit einiger Verzögerung und drapierte das Handy einsatzbereit neben dem Teller.
«Das heute stattgefundene Jahresendgespräch mit Stocker. Ich möchte dein ehrliches Feedback dazu.»
«Also!»
«Also?»
«Nun erzähl schon», sagte sie leicht genervt.
«Du kennst ja Stocker, arrogant und als Chef absolut unempathisch», begann er einleitend. «Das sagt übrigens auch Meister.»
«Meister?»
«Leo Meister, von dem habe ich dir auch schon erzählt.»
Sie schüttelte den Kopf.
«Egal, menschlich und fachlich schätzen Stocker jedenfalls alle gleich ein: völlig inkompetent, besonders als Vorgesetzter.
«Also!», sagte sie nochmals zum Zeichen der beförderlichen Behandlung der Angelegenheit.
«Also, Stocker wirft mir durch die Blumen doch tatsächlich mangelnde Offenheit für Neues vor. Er schüttelte fassungslos den Kopf. «Ich brächte mich bei neuen Projekten nur ungenügend ein und sei generell wenig offen für Neues, sagte er wörtlich.»
Maja seufzte innerlich. Sie musste an sein generell fehlendes Interesse denken. An Neuem und Altem! Und an seine mittlerweile chronische Trägheit dachte sie in diesem Augenblick auch.
Er schaute seine Frau erwartungsvoll an.
«Und?», fragte er ungeduldig.
«Zurückhaltung», erwiderte sie endlich, «ist doch gerade in der Finanzbranche nichts Schlechtes!»
Auf seinem Antlitz war unverhohlene Enttäuschung zu lesen. Er musste sich mehrmals räuspern, bis er die Stimme wieder fand.
«Fehlende Teamfähigkeit wirft er mir im Übrigen auch vor».
«Hmmm …» Sie artikulierte ihren Kommentar mit gespielter Verwunderung.
«Was soll das?», schimpfte er empört.
«Du bist halt mehr der Spezialist», präzisierte sie sogleich, weil die Stimmung erkennbar am Kippen war und ihr auch sonst nichts Gescheiteres in den Sinn kam.
«Spezialist? Als Private Banker?» Ungläubig schüttelte er den Kopf. Dann nahm er einen weiteren grossen Schluck Rotwein und starrte eine ganze Weile auf den halbleeren Teller.
Es war wohl auch dem Alkohol zuzuschreiben, dass er mehrere Gabeldrehungen später schliesslich noch den letzten und vielleicht unfairsten Vorwurf offenbarte. Immerhin bezahlte er private Mittagessen hin und wieder auch aus der eigenen Tasche.
«Und wegen meiner Grosszügigkeit …», sagte er.
Das Wort «Spesen» konnte er schon nicht mehr aussprechen, denn er wurde mitten im Satz jäh und abrupt unterbrochen.
«So ein Blödsinn!», platzte es spontan aus ihr heraus.
Sie waren sich selten so eins.