Beschliesst die EU heute die Einführung von Zöllen auf chinesische Elektrofahrzeuge?
Nachdem die europäischen Automobilhersteller zwei Jahre lang zweistellige Gewinnspannen erzielt haben, zeigen sie derzeit, dass es nicht nur regnet, sondern regelrecht schüttet.
Die Abfolge der Ereignisse ist ziemlich spektakulär. Wir haben den Rückgang der Neuwagenverkäufe im August (-15% in der gesamten Region, sowohl für E-Fahrzeuge als auch für Benzin und Dieselfahrzeuge), steigende Kosten im Zuge der Umstellung der Branche auf E-Fahrzeuge (mit 270 Milliarden Euro, die versprochen wurden, gibt es kein Zurück mehr) und das neue CO2-Emissionsziel pro Fahrzeug und den damit verbundenen Überhang an Geldbussen gesehen. Hinzu kommt die Mammutaufgabe, die Wettbewerbsfähigkeit von E-Fahrzeugen in der EU zu verbessern und die mögliche Einführung von Zöllen, über die die Europäische heute abstimmen wird.
Die Aktienkurse der europäischen Autohersteller fallen wie Herbstlaub
Das Zusammentreffen mehrerer Ereignisse hat den Sektor schwer belastet. Der (jüngste) Höhepunkt war, dass Stellanti seine Jahresprognosen weiter senkte. Der italienische Automobilhersteller ist ein gutes Beispiel für eine solche Senkung. Bei einer erwarteten Margenreduzierung von 10% auf 5% im Jahr 2024 – was im Wesentlichen einer EBIT-Marge von 0% für die zweite Jahreshälfte entspricht – bedeutet dies einen Cash-Burn von 10 Milliarden Euro pro Jahr an Betriebskapital. Dies ist ein echter Schlag für die Anlagephilosophie, da dies die grosszügige Dividende gefährden könnte und höchstwahrscheinlich bedeutet, dass man sich von Rückkäufen verabschieden muss. Der MSCI Europe Automobiles, der Indikator für europäische Automobilhersteller, liegt jetzt 25% unter dem Höchststand dieses Jahres.
Die Einführung von Zöllen auf chinesische Elektroautos: ein Silberstreif am Horizont oder aufziehende Gewitterwolken?
Heute wird die Europäische Kommission darüber abstimmen, ob sie Zölle auf importierte Elektrofahrzeuge aus China erheben soll. Tatsächlich steigen die Marktanteile chinesischer E-Fahrzeuge rapide an, zum Nachteil ihrer europäischen Pendants. Inzwischen wird jedes vierte in Europa verkaufte Elektroauto in China hergestellt. Die etablierten europäischen Hersteller brauchen Zeit, um die Produktion hochzufahren und sich den grossen Herausforderungen zu stellen. Es wird gemunkelt, dass die Zölle zwischen 17% und 45% liegen könnten, aber die Durchsetzung einer solchen Massnahme ist umstritten, sowohl was den Zeitplan als auch die Höhe betrifft. Zwei Elemente sind hier wichtig.
Kevin Thozet, Mitglied des Investment-Komitees, CarmignacHeute wird die Europäische Kommission darüber abstimmen, ob sie Zölle auf importierte Elektrofahrzeuge aus China erheben soll. Es wird gemunkelt, dass die Zölle zwischen 17% und 45% liegen könnten.
Das erste ist der Preisunterschied zwischen in der EU und in China hergestellten Autos. Er beträgt in der Regel mehr als 25%, so dass Zölle, die über diesem Wert liegen, für gleiche Ausgangsbedingungen sorgen würden.
Der zweite Punkt ist die Ungleichheit zwischen den EU-Ländern. Deutschland exportiert 30 bis 40% seiner Autos nach China und wird daher aus Angst vor chinesischen Vergeltungsmassnahmen voraussichtlich zurückstecken. Es wird erwartet, dass u.a. Frankreich und Italien eine Form des Schutzes für ihren Inlandsmarkt anstreben, der den Grossteil der Einnahmen ausmacht (Stellantis hat beispielsweise weniger als 70’000 Autos in China verkauft). Wie immer muss Europa ein Grund für einen Kompromiss sein.
Ein Zugeständnis – die Zölle werden zwar eingeführt, aber in einer niedrigeren Spanne von 10 bis 25% – könnte eine kurzfristige Erleichterung für einen Sektor bedeuten, der eine Reihe schlechter Nachrichten erlebt hat und dessen Erwartungen weitgehend zurückgeschraubt worden sind. Das Risiko besteht jedoch – wie so oft auf dem Kontinent – darin, dass die Massnahmen zu wenig sind und zu spät kommen. Ein Mittelweg wird das Problem der Wettbewerbsfähigkeit des europäischen Automobilsektors nicht lösen.