Stützpfeiler für Anleger

Nicht alle Börsenregeln taugen etwas. Aber es gibt einige einfache Leitplanken.

Fast jede und jeder kennt die gängigen Grundsätze der Vermögensanlage. Nicht alle Eier in einen Korb zu legen, ist wohl das bekannteste Prinzip, also auf eine ausreichende Diversifikation zu achten. Langfristig denken lautet eine weitere Empfehlung. In diesem Fall kann stärker auf Aktien gesetzt werden, die auf Jahrzehnte gesehen besser rentieren als Obligationen. Die Schlussfolgerung daraus: Wenn irgend möglich, sollte man sich schon in jungen Jahren um das Thema Sparen und Vermögensanlage kümmern. Sparen macht Freude, Gehaltssteigerungen sollten nicht einseitig in den Konsum fliessen.

Wer auf Aktien setzt, ist gut beraten, nicht auf einzelne Kennzahlen wie das Kurs-Gewinn-Verhältnis zu vertrauen, sondern einen grösseren Zahlenkranz im Blick zu haben.

Jürgen Dunsch, Wirtschaftsjournalist

Doch dabei muss es nicht bleiben. Nicht alle Börsenregeln bestehen den Belastungstest. Doch es gibt weitere «Gewissheiten» in der Geldanlage. So sollten sich Frauen noch stärker um ihre finanzielle Vorsorge kümmern als Männer, dies allein schon wegen der höheren Lebenserwartung. Auch die bei Frauen verbreitete Teilzeitarbeit, besonders nach der Familiengründung, legt das nahe. Die Zürcher Kantonalbank macht eine Beispielrechnung für eine Frau mit 9’000 Franken Monatseinkommen, die mit 29 Jahren ihr erstes Kind bekommt. Danach arbeitet sie bis zum Alter von 40 Jahren zu 20 Prozent, anschliessend bis 50 Jahren mit 60 Prozent und zuletzt bis zum Ruhestand mit 80 Prozent. Bei durchgängig Vollzeit würde ihre Rente aus AHV und Pensionskasse 67’500 Franken im Jahr betragen, bei dem Teilzeitmodell hingegen nur 44’600 Franken. Nicht allein die absoluten Beträge sind wichtig, auf den Unterschied kommt es an.

Dividenden-Aristokraten kommen gut an
Für alle Anleger sind noch andere Leitplanken wichtig. Wer auf Aktien setzt, ist gut beraten, nicht auf einzelne Kennzahlen wie das Kurs-Gewinn-Verhältnis zu vertrauen, sondern einen grösseren Zahlenkranz im Blick zu haben. Des Weiteren bilden Dividenden einen wichtigen Ertragspfeiler. Wenn sie steuerfrei sind, wie hierzulande beim Zementkonzern Holcim oder dem Verpackungshersteller SIG Group, umso besser. Nicht zu vergessen die «Dividenden-Aristokraten» mit kontinuierlichen und steigenden Ausschüttungen. Sie findet man leicht in grossen Werten. Der Nachteil: Es sind vielfach «langweilige» Unternehmen wie Nestlé, Roche oder Linde, Coca-Cola, Johnson & Johnson und die heute teilweise in Verruf geratenen Rohstoffkonzerne. Bei Hypes um kleine Firmen ist hingegen Vorsicht geboten. Durchschnittliche Anleger laufen hier im besten Fall in einem Trend mit, der schnell abbrechen kann. Werte mit einer starken Marktkapitalisierung schützen hingegen meist besser vor allzu heftigen Ausschlägen. Die Finanzplanung gewinnt so an Sicherheit. Und wer an den Kauf von Immobilien denkt, sollte für eine Marktbeurteilung eher auf die tatsächlich gezahlten Transaktions- denn auf die oft genannten Angebotspreise achten.

Man ist nicht klüger als der Markt: Diese Erkenntnis muss man sich stets vor Augen halten.

Jürgen Dunsch

Ein Wort zu dem oft kritisierten «Home Bias», also der Neigung vieler Anleger, vorzugsweise im Inland zu investieren. Sie wähnten sich in einer trügerischen Mischung aus vermeintlich eigener Expertise und Sicherheit, kritisieren Profis immer wieder. Mit dem Geld auch in die weite Welt, raten sie – und unterschlagen rasch einmal die Währungsrisiken, deren Absicherung einiges kostet oder die Erträge schmälern kann. Denn der Franken tendiert gerade auf lange Frist zur Stärke. So gewann er seit der Jahrtausendwende gegenüber dem Dollar rund 75 Prozent an Wert, gegenüber dem Euro sind es ungefähr 65 Prozent. Dies muss zumindest im Hinterkopf haben, wer in fremde Währungen geht. Auf der Kostenseite des Investierens gilt der Grundsatz: Je komplizierter ein Produkt, desto teurer ist es tendenziell. Dies erklärt zu einem grossen Teil die Beliebtheit der meist preisgünstigen Exchange Traded Funds (ETF), sofern sie auf gängigen Börsenindizes beruhen.

Die Psyche stellt den Anlegern Fallen
Nicht zu unterschätzen sind die weichen Faktoren in Gestalt des Verhaltens. Die Anleger-Psychologie birgt viele Fallen. Der eingängige Satz «Gier schlägt Furcht» weist auf eine grössere Gefahr beim Investieren hin. Noch schwerer wiegt wohl die immer beobachtete Tatsache, dass Verluste mehr schmerzen, als dass Gewinne die Geldanleger freuen. Dabei ist an entgangenen Kurssteigerungen noch niemand zugrunde gegangen, an schweren Kurseinbrüchen hingegen schon. Man ist nicht klüger als der Markt: Diese Erkenntnis muss man sich stets vor Augen halten. Zur Verlustbegrenzung empfiehlt die Finanzprofessorin Kremena Bachmann, sich zu fragen, ob man eine bestimmte Aktie zum aktuellen Kurs noch kaufen würde. Wenn nicht, dann raus aus dem Depot. Eine auch für den Eigenbedarf praktikable Alternative besteht in vorher festgelegten Stopp-Loss-Orders.

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