Vae victis – Wehe den Besiegten oder Schluss mit dem CS-Bashing!
Es ist leider eine Tatsache, dass vermeintliche Verlierer in unserer leistungsorientierten Arbeitswelt schnell in Ungnade fallen. Egal ob unverschuldet oder eigenverantwortlich herbeigeführt: Berufliches Scheitern oder ein abruptes Karriereende führen schnell in die Isolation oder in die Ausgrenzung. Dafür mag es psychologische Gründe geben. Vielleicht ist einfach ein unschöner Reflex, den wir uns zu eigen gemacht haben, um von eigenen Unzulänglichkeiten abzulenken. Was die ehemaligen Mitarbeitenden der Credit Suisse aber zuweilen über sich und über ihren einstigen Arbeitgeber in den Medien oder in den Kommentarspalten einschlägiger Blogs lesen müssen, ist oftmals undifferenziert, faktenfrei oder einfach nur böswillig. Höchste Zeit also, ein paar Dinge richtig zu stellen und den Betroffenen Mut zu machen.
Lange Zeit war es auf dem Zürcher Finanzplatz ein offenes Geheimnis, dass die Unternehmenskulturen der UBS und der Credit Suisse unterschiedlicher nicht sein konnten. Die UBS war deutlich hierarchischer organisiert und strenger geführt, derweil die Credit Suisse auf der operativen Ebene einen eher agilen und kooperativen Team-Ansatz verfolgte. Wenig verwunderlich wurde die UBS denn auch mancherorts als farblose und wenig inspirierende Bürokratenbank wahrgenommen, derweil die Credit Suisse in vielen Geschäftsbereichen das genau Gegenteil verkörperte. Der Spirit der Belegschaft, Dinge neu zu denken, war innerhalb der Credit Suisse weit verbreitet. Dieser Umstand kontrastiert diametral mit dem Bild, das heute von ehemaligen CS-Mitarbeitenden gezeichnet wird. Sie werden in Sippenhaft genommen für ein paar wenige «Topmanager», deren Selbstüberschätzung und Ignoranz letztlich zum Untergang der einst stolzen Grossbank geführt haben. «Überbezahlt», «toxisch» oder «uneinsichtig» sind nur einige Adjektive, mit denen ehemalige CS-Mitarbeitende – zuweilen gepaart mit einer gewissen Häme – bedacht werden.
SprichwortDie Art und Weise wie der Sieger mit dem Verlierer umgeht, zeigt eigentlich erst, ob der Sieger eines Sieges würdig ist.
Ja, auch innerhalb der Credit Suisse mag es ein paar faule Eier (für einmal ist hier nicht das Top-Management gemeint) gegeben haben – gleiches gilt aber wohl auch für jedes andere Finanzinstitut. Die überwiegende Mehrheit der Belegschaft hat sich allerdings nichts vorzuwerfen. Und trotzdem verfügt sie über denkbar schlechte Karten, wenn es darum geht, in der UBS oder andernorts eine neue berufliche Heimat zu finden. Mit der Notübernahme durch die UBS wurden zwar zahlreiche CS-Mitarbeitende übernommen – allerding nur auf Zeit, denn klar war immer, dass Doppelbesetzungen nach erfolgter Kunden-Migration rasch abgebaut werden. Das der angekündigte Stellenabbau im Zweifel zulasten der übernommen CS-Mitarbeitenden geht, dürfte aber weniger mit deren Qualifikation als vielmehr mit einer gewissen Siegermentalität zusammenhängen, die sich immer in Übernahmesituation einstellt – da ist die UBS leider keine Ausnahme. Vor diesem Hintergrund ist das negative Bild der CS-Belegschaft, das teilweise in der Öffentlichkeit kursiert, unfundiert und oftmals einfach gedankenlos von ein paar wenigen Blog-Kommentatoren befeuert – selbstverständlich nie mit Klarnamen, sondern immer diskret unter einem Pseudonym.
Deshalb an dieser Stelle mein Appell an die ehemalige Belegschaft der Credit Suisse: Last Euch nicht unterkriegen und seid Stolz auf Eure CS-Vergangenheit – oder um ein Sprichwort zu bemühen: «Du fällst hin, um wieder aufzustehen. Du stehst auf, um weiter zu machen. Du machst weiter, um zu kämpfen. Du kämpfst, um zu siegen.»
Den übermotivierten Kritikern und selbsternannten Experten, die sich das CS-Bashing im Allgemeinen und die Diffamierung der einstigen CS-Belegschaft im Speziellen, zur Aufgabe gemacht haben, rufe ich zu: «Wenn Nichts das einzige ist, das jemand zu sagen hat, dann wäre Schweigen eine gute Option.»