Kaufkraft: Ein Bezirk am Zürichsee hängt alle anderen ab
Rund um Pfäffikon am Zürichsee liegt der kaufkraftstärkste Bezirk in der ganzen Schweiz. Steuerklima, Unternehmensmix und die Lage sind dafür verantwortlich.
Die Kaufkraft ist ein wichtiger Wohlstandsindikator. Sie gibt an, wie viel Geld Privathaushalten frei zur Verfügung steht. Gemessen daran, belegt der Indikator den hohen Wohlstand in der Schweiz. Mit 52’500 Euro je Einwohner übertrifft die Kaufkraft hierzulande diejenige der Österreicher mit knapp 30’000 Euro und der Deutschen mit weniger als 28’000 Euro bei weitem, wie aus Zahlen des Marktforschungsinstituts GfK hervorgeht. Und wie sieht es innerhalb des Landes aus? Wer verfügt dort über die stärkste Position? In den Sinn kommen der Kanton Zug, die Goldküste am Zürichsee, Zürich und Genf. Tatsächlich ist es der Bezirk Höfe rund um Pfäffikon im Kanton Schwyz, der die Spitzenposition einnimmt. Die Kaufkraft Studie 2024 der GfK bringt es an den Tag: Mit einer Kaufkraft pro Kopf von umgerechnet 131’932 Euro schlägt die seenahe Region den Bezirk Meilen (86’859 Euro) sowie den einheitlichen Kanton Zug (86’431 Euro) um Längen.
Im Kantonsvergleich hat Zug die Nase vorn
In die Berechnung fliessen zwar auch staatliche Transferleistungen ein. Ganz überraschend kommt das Ergebnis dennoch nicht, ist die Siegerregion doch mit Wollerau, Schindellegi, Feusisberg, Freienbach und Pfäffikon eine beliebte Wohngegend und ein attraktiver Arbeitgeber für Leute aus der Finanzindustrie und beim Logistikriesen Kühne+Nagel in Schindellegi. Angesichts niedriger Steuersätze können sie sich auch die hohen Immobilienpreise in dem landschaftlich attraktiven Bezirk relativ locker leisten. Ihre Kaufkraft pro Kopf ist laut GfK mehr als 3,4 Mal so hoch wie die in der Region Bernina, dem Schlusslicht.
Jürgen Dunsch, WirtschaftsjournalistMit 52’500 Euro je Einwohner übertrifft die Kaufkraft hierzulande diejenige der Österreicher mit knapp 30’000 Euro und der Deutschen mit weniger als 28’000 Euro bei weitem, wie aus Zahlen des Marktforschungsinstituts GfK hervorgeht.
Aus dem Kanton Schwyz glänzen auf den ersten zehn Plätzen noch die Bezirke Küssnacht, March und Einsiedeln auf den Rängen vier, fünf und zehn. Einsiedeln ist dabei der einzige Neuzugang. Er hat den District de Nyon verdrängt. Kein Wunder, jubelt die Wirtschaftsförderung Höfe: «Vier Schwyzer Bezirke sind in den Top Ten! Da darf man sich einmal mehr freuen.» Unter den Kantonen nehmen Zug, Schwyz, Nidwalden, Zürich und Obwalden die fünf Spitzenplätze ein.
Österreich steht besser da als Deutschland
Der Blick auf die beiden anderen Länder der sogenannten DACH-Region ist gleichfalls aufschlussreich. Dies nicht nur, weil die Kaufkraft der Österreicher diejenige der Deutschen übertrifft, wenn auch in einem überschaubaren Rahmen. Die GfK-Experten erwarten, dass die östlichen Nachbarn in diesem Jahr diesen Vorsprung weiter ausbauen und sich trotz Inflation mehr leisten können. Erhöhte Inflationsraten lassen nominale Kaufkraftbeträge nämlich stärker erscheinen, als sie tatsächlich sind. Mit einer Teuerung um die ein Prozent befinden sich die Menschen hierzulande auch unter diesem Aspekt in einer komfortablen Lage, die sich 2024 weiter verbessern dürfte. Anders in Deutschland. Hier würde das Jahr schon gut laufen, wenn der erwartete Kaufkraftzuwachs die Inflation neutralisieren könnte. Aber: «Aufgrund der politischen Unsicherheiten ist die Konsumneigung weiterhin verhalten, und die Deutschen werden auch in diesem Jahr vermutlich wieder mehr Geld sparen», schreibt Filip Vojtech, GfK-Einzelhandelsexperte im Bereich Geomarketing, in einer gesonderten Studie vom Januar. Ein Trost bleibt den Nachbarn im Norden. Die Kaufkraftschere zwischen den alten und neuen Bundesländern dürfte sich weiter schliessen.