Nordamerikanische Eisenbahngesellschaften: Robust und profitabel

Erstmals verbindet eine Eisenbahngesellschaft in Nordamerika die Seehäfen Kanadas, der USA und von Mexiko. Die Bahnen heben in den letzten Jahren ihre Produktivität verbessert und sind profitabel. Langfristig ausgerichteten Anlegern bieten Eisenbahngesellschaften attraktive Renditen.

Dank der über Jahre aufgebauten Infrastruktur geniessen Eisenbahngesellschaften oft über eine Marktstellung, die sie den Widrigkeiten der Märkte trotzen lässt. Gegen den Anstieg des Ölpreises sind sie beispielsweise weitgehend immun. Da immer konsumiert werden wird, ist die Bahn für die Versorgung der Menschen unerlässlich. Zusätzlich profitiert die Industrie von der Verlagerung von der Strasse auf die Schiene. Dies macht Investitionen in Eisenbahngesellschaften zu interessanten Anlagen.

Eisenbahngesellschaften müssen kaum Konkurrenz fürchten. Denn aufgrund der hohen Kosten für Planung und Bau neuer Gleisnetze ist der Eintrittspreis in den Markt ausgesprochen hoch.

Marco Cavadini, Equity Analyst, Rothschild & Co Bank

Seit April 2023 verbindet die Canadian Pacific Kansas City (CPKC) erstmals einen ganzen Kontinent und verändert die Güterbahnindustrie. Heute gibt es nur noch fünf namhafte Eisenbahngesellschaften, die sich den Güterverkehr in Nordamerika unter sich aufteilen. Noch immer wird ein grosser Teil der Güter in Nordamerika mit der Bahn transportiert. Auf Distanzen von mehr als 700 Kilometern dominiert die Bahn heute als Verkehrsträger. Der Grund: Der Verkehr auf Schienen ist kostengünstiger und schneller. Auf kürzeren Strecken dominiert die Strasse als Verkehrsträger. Auf ihr werden bis zu 80 Prozent aller Güter transportiert. Der Anteil des Schienentransports am Markt liegt bei rund zehn Prozent des gesamten Marktes. Die Chancen stehen gut, dass der Schienenverkehr dem Strassentransport Marktanteile abjagen kann.

Ein Zug ersetzt 300 LKWs
Dass Eisenbahnen in Nord- und Mittelamerika lohnende Investments darstellen, ist auch Warren Buffett nicht entgangen. Diese sind für Anleger deutlich interessanter als Stadler Rail oder Alstom, welche sich nicht nur mit höheren externen Risiken konfrontiert sehen, sondern auch eine deutlich tiefere Profitabilität ausweisen. Die Bahn verfügt über strukturelle Vorteile gegenüber der Strasse. Der Transport von Gütern auf der Schiene ist drei bis viermal energieeffizienter als der Transport per Lkw. Eisenbahnen reduzieren aber nicht nur den CO2-Ausstoss um 75 Prozent, sondern machen auch die Strassen sicherer. Ein einzelner Güterzug mit einer durchschnittlichen Länge von 2,4 Kilometern ersetzt 400 Lastwagen auf der Strasse. Deshalb spielt die Schiene spielt eine wichtige Rolle bei der Umstellung auf eine umweltfreundlichere Zukunft. In den nächsten 10 bis 15 Jahren bietet sich der Bahn einzigartige Wachstums- und Profitchancen. Heute verkehrt ein Güterzug noch zwei Personen Besatzung. Unter Nutzung moderner Technologien ist es den Bahnen gelungen, ihre Produktivität und Margen in den letzten Jahren zu steigern.

Canadian Pacific bietet einmalige Chance
Durch den im letzten Jahr vollzogenen Zusammenschluss der Canadian Pacific mit der Kansas City Southern (KCS) zur Canadian Pacific Kansas City (CPKC) entstand die erste Eisenbahngesellschaft, welche die USA, Kanada und Mexiko verbindet. Die Länge ihres Schienennetzes: 32’000 Kilometer. Der Kaufpreis von 31 Milliarden US-Dollar ist für den konkurrenzlosen Zugang zu Häfen an den von Vancouver am Pazifik bis zum Golf von Mexiko und an die mexikanische Pazifikküste gerechtfertigt. CPKC bindet nun den Handelsknotenpunkt Rio South Texas an sein Bahnnetz und sorgt jedes Jahr für den Transport von Hunderten Millionen Produkten für den Import und Export. Damit profitiert CPKC von umfangreichen Investitionen und dem Nearshoring-Trend, der sich heute in Mexiko manifestiert. Durch den Merger dürfte CPKC die Gewinne in den kommenden Jahren um 14 bis 18 Prozent pro Jahr steigern können. Nicht zu vernachlässigen ist auch der Einfluss auf die Umwelt. Dank der neuen Anbindung ans Schienennetz spart die Eisenbahn jährlich bis zu 192'000 LKW-Fahren ein.

Preissetzungsmächtig und Konjunkturunabhängig
Interessant machen Aktien von Eisenbahngesellschaften die folgenden Tatsachen. Bahnen transportieren wichtige Bau- und Verbrauchsgüter, deshalb ist ihr Geschäftsmodell weniger Zyklen unterworfen als andere Branchen. Die Gesellschaften müssen kaum Konkurrenz fürchten. Denn aufgrund der hohen Kosten für Planung und Bau neuer Gleisnetze ist der Eintrittspreis in den Markt der bestehenden Eisenbahngesellschaften hoch. Dies führt dazu, dass diese über eine hohe Preissetzungsmacht verfügen und beispielsweise die Inflation auf ihre Kunden abwälzen können. Dank der robusten Geschäftsmodelle der Bahnen birgt der Eisenbahnverkehr in Nordamerika ein hohes Gewinnpotenzial. Die Automatisierung des Güterverkehrs, die erst in Teilen umgesetzt ist, dürften sich die Bahnen im Markt noch besser positionieren. Anleger, die über einen langfristigen Anlagehorizont verfügen, sollten die Eisenbahngesellschaften Nordamerikas im Auge behalten.

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