Wie geht es weiter mit dem Dollar?
Hatten oder planen Sie Auslandferien? Dann dürfte Sie die jüngste Wechselkurs-Entwicklung gefreut haben. Fast egal, wohin Sie gereist sind oder noch reisen, Ihre Ferien sind deutlich billiger geworden. Denn der Schweizer Franken ist derzeit so stark wie noch nie.
Der auf einem Währungskorb basierende Franken-Index steht auf einem Allzeithöchst. Der Euro, die weitaus wichtigste Währung im Index, hat verloren — fast 5% seit Mitte Januar, rund 2% allein im Juli. Aber vor allem der US-Dollar hat innert kürzester Zeit nochmal deutlich nachgegeben und notiert so tief wie zuletzt 2011 kurz vor der Einführung des Euro-Mindestkurses bzw. 2015 nach dessen Aufhebung.
Thomas Heller, Chief Investment Officer, CIO, Belvédère Asset ManagementEine nachhaltige Rally des US-Dollars ist jedoch nicht zu erwarten, denn er ist nach wie vor nicht unterbewertet.
Warum ist der Dollar schwach? Einer der Gründe ist, dass er — etwas plakativ ausgedrückt — immer zur Schwäche neigt, zumindest langfristig. Das grosse Leistungsbilanzdefizit der USA zieht den Greenback stetig nach unten, genauso wie der riesige Schweizer Leistungsbilanzüberschuss dem Franken stetig Auftrieb verleiht. Das heisst nicht, dass der Dollar nicht über längere Zeit stark und der Franken schwach sein können. Der unterschwellige Trend begünstigt jedoch den Franken und belastet den Dollar. Der USD-/CHF-Kurs wird in 10 oder 15 Jahren eher bei 0.70 als bei 1.00 liegen, wobei er zwischenzeitlich die Parität natürlich wieder überschreiten kann. Ein weiterer Grund: 2021 und 2022 hatte der Dollar eine seiner starken Phasen. Er legte zum Franken um 15% zu, zum Euro gar um 28%. Alle gängigen Berechnungsmethoden deuteten auf eine Überbewertung hin. Den Zeitpunkt zu antizipieren ist jeweils schwierig. Aber die Ende 2022 einsetzende Korrektur konnte daher nicht überraschen, auch wenn Ausmass und Geschwindigkeit — wie so oft — so nicht zu erwarten waren. Begünstigt hat den Fall des Dollars auch die sich anbahnende US-Bankenkrise im März. Zwar nimmt die amerikanische Währung in Krisenphasen oft die Rolle eines sicheren Hafens ein und profitiert von Turbulenzen. Ausser sie gehen, wie in diesem Fall, von den USA selber aus. Auslöser für den jüngsten Rutsch des Dollars waren tiefere Inflationszahlen und die Aussicht auf ein Ende des Zinserhöhungszyklus in den USA, während anderswo noch mit Zinsanhebungen gerechnet wurde.
Wie geht es weiter mit dem Dollar?
Wenn das Pendel stark in eine Richtung ausgeschlagen hat, ist ein Zwischenhalt oder eine Gegenbewegung wahrscheinlich. Seit sich jüngst das Ende der Zinserhöhungen auch hierzulande verstärkt abzuzeichnen begann, hat sich der Dollar gefangen. Hinzu kommt, dass die aktuelle Franken-Hausse womöglich die SNB wieder auf den Plan ruft. Während sie über Jahre hinweg mit Interventionen den Franken geschwächt hatte, hat sie zuletzt im Kampf gegen die Inflation eine Aufwertung des Frankens zugelassen. Nicht auszuschliessen, dass die SNB nun wieder als Devisenkäuferin am Markt auftritt. Eine nachhaltige Rally des US-Dollars ist jedoch nicht zu erwarten, denn er ist nach wie vor nicht unterbewertet. Und auch der Euro hat derzeit nur limitiertes Aufwertungspotenzial.
Der Franken bleibt also vorerst stark. Ist das gut für die Schweiz? Oder allgemein gefragt: Was ist besser für ein Land? Eine starke oder eine schwache Währung? Antworten dazu in einem Monat an dieser Stelle.