Schafft es Porsche in den Dax?

Ende des Monats oder Anfang Oktober soll der Sportwagenhersteller Porsche AG an die Börse. Es wäre das grösste IPO in Europa seit langem. Der Einzug in den deutschen Leitindex Dax 40 ist damit aber nicht automatisch verbunden.

Volkswagen und dessen Mehrheitsaktionäre, die Familien Porsche und Piëch, haben gesprochen: Wenn die Börsen nicht noch verrückt spielen, soll die VW-Tochtergesellschaft Porsche AG Ende September oder Anfang Oktober an die Frankfurter Börse gebracht werden. Es wäre ein Signal der Zuversicht in tristen Zeiten, verkörpert die automobile Edelschmiede doch das grösste IPO seit Jahren. Ein Unternehmenswert von 60 Milliarden Euro bilde die Untergrenze für die Börseneinführung, heisst es. Da nur 12,5 Prozent des Gesamtkapitals platziert werden sollen, liefe dies auf einen sogenannten Streubesitz im Umfang von rund 7,5 Milliarden Euro hinaus.

Die Aufnahme in den Dax ist kein Selbstläufer
Mit diesem Volumen kann sich Porsche, die zunächst im sogenannten Prime Standard gehandelt wird, theoretisch Hoffnungen auf eine kurzfristige Aufnahme in den deutschen Blue-Chip-Index Dax 40 machen; wichtig für Indexfonds und andere Grossanleger. Ein entscheidendes Kriterium hierfür bildet der Börsenwert – nicht des Gesamtunternehmens, sondern nur des Streubesitzes. Mit ihrem erwarteten Mindestgewicht könnte die Porsche AG durchaus ein anderes Dax-Mitglied verdrängen, darunter so bekannte Namen wie Continental, Heidelberg Cement oder Puma. Ein Selbstläufer ist das allerdings nicht und das nicht nur wegen möglicher Kursturbulenzen bei einzelnen Titeln. Um bei der nächsten Überprüfung des Dax 40 im Dezember den «Fast-Entry-Status» zu erlangen, muss Porsche neben einigen anderen Kriterien mindestens den Sicherheitswert von Rang 33 im Index innehaben. Alles darunter würde nicht reichen, da die Aussichten auf einen längerfristigen Verbleib als zu unsicher erachtet werden.

Mit ihrem erwarteten Mindestgewicht könnte die Porsche AG durchaus ein anderes Dax-Mitglied verdrängen, darunter so bekannte Namen wie Continental, Heidelberg Cement oder Puma.

Jürgen Dunsch, Wirtschaftsjournalist

Sofern der Sprung gelingt, könnte der Neuzugang aus der Autostadt Stuttgart ab etwa Mitte Dezember im Index notiert werden. Die Mitteilung zum Börsengang offenbart jedoch ein weiteres mögliches Hindernis. Das Kapital von Porsche besteht je zur Hälfte aus stimmberechtigten Stammaktien und stimmrechtslosen Vorzugsaktien. 25 Prozent plus eine der Stimmrechtsaktien sind für die Familien Porsche und Piëch vorgesehen, die ihre Interessen in der Porsche Automobil Holding SE gebündelt haben. Das bedeutet eine Sperrminorität an dem Sportwagenhersteller. Knapp 75 Prozent der Papiere verbleiben bei der Volkswagen AG ebenso wie 75 Prozent der Vorzugsaktien.

Qatar auch bei Porsche dabei
Jetzt soll und will der Staatsfonds von Qatar mit seinem vielen Geld wie schon bei VW auch bei der Porsche AG mitmischen und zwar mit einem Anteil von wahrscheinlich 4,99 Prozent. Theoretisch könnte Volkswagen dieses Aktienpaket aus seinem Bestand an Vorzugsaktien nehmen, aber offenbar soll es aus der Quote kommen, die für die Börse vorgesehen ist. Wären es mehr als 5,0 Prozent, würde dies den Streubesitz schmälern und damit die Aufnahme in den Dax 40 zusätzlich behindern. Immerhin: Geschäftlich scheint die Ertragsperle Porsche trotz aller Lieferkettenproblemen in der Branche, Inflation und Rezessionsangst weiterhin gut unterwegs. Für das laufende Jahr wird ein Konzernumsatz von 38 bis 39 Milliarden Euro angekündigt nach 33 Milliarden im Jahr 2021. Noch eindrucksvoller nimmt sich die Erwartung für die Umsatzrendite aus. Stolze 17 bis 18 Prozent sollen es werden. Im vergangenen Jahr waren es 16 Prozent.

Hauptbildnachweis: Porsche AG