Satire: Inside Bank Rupp & Cie – Gedankenspiele

Inside Bank Rupp & Cie (bæŋkrʌptsi) ist eine satirische Kolumne und handelt vom Innenleben einer Bank und anderen Unzulänglichkeiten des Lebens. Heute zum Thema VIP ...

«Weisst du», sprach Head Private Banking Ivo R. Knecht vom dreistöckigen Boxspringbett in Richtung Ankleidezimmer, wo seine Gattin sich für den heutigen Abend aufbrezelte, «manchmal wäre ich auch gerne bloss Hinz oder Kunz.»

«Und nicht der Mastermind», fügte er etwas leiser hinzu.

Er musste herzhaft grinsen.

«Stattdessen Schulter an Schulter mit den Kolleginnen und Kollegen im Grossraumbüro. Und dabei Teil des informativen Lärmpegels, flexibel und ohne festen Arbeitsplatz.»

Er hielt einen Moment inne und stellte sich das Ganze vor, ohne jedoch allzu lange beim Bild zu verweilen.

«Nebel statt Nabel», kalauerte er und musste bereits wieder über sich selbst lachen. Eine Charaktereigenschaft, auf die er besonders stolz war.

«Ohne idiotisches High-End-Gerangel um Fahrer und Privatjet.»

«Und ohne Assistentinnen-Zoff.»

«Bloss ein kleines, unbedeutendes Rädchen im grossen, unfassbaren Bankenuniversum», brabbelte er.

«Ohne kompliziertes Immobilienportfolio und ohne aufwendigen Wagenpark.»

«Und vor allem ohne Verantwortung und Risiko.»

«Eight to five statt twentyfourseven.»

Daraufhin war aus dem Nebenzimmer ein spontaner Kommentar zu vernehmen. Knecht glaubte, die Worte «nur» und «nicht» verstanden zu haben.

Nach kurzem Zögern rückte er das zweite XL-Rückenkissen zurecht und fuhr mit seinem Gedankenspiel fort.

«Völlig unbelastet von nahezu unlösbaren Zielvorgaben», sinnierte er weiter, «… einzig und allein dem Mittelmass verpflichtet.»

«Extrameilen entfernt vom knallharten, rein leistungsorientierten Executive-Bonussystem...»

«… und seinen existenziellen Steuerfolgen.»

Ein lautes, mitfühlendes Seufzen ging ihm über die Lippen. Die letzten Steuerjahre waren beileibe nicht spurlos an ihm und seinem Cash-Bonus vorbeigezogen.

Nachdem er sich mental wieder gefangen hatte, blickte er zur Spiegelschrankwand, wo am Kleiderbügel ein eleganter Smoking auf seinen Einsatz wartete.

«Und nie wieder irgendwelche VIP-Anlässe …», johlte er nach einer kurzen Pause kindisch ins hellrosa Kopfkissen.

«NIE, NIE, NIE wieder …», wiederholte er, den Kopf noch ein wenig fester ins Kissen gedrückt.

Dann wurde er jäh unterbrochen.

«Was sagst du?»

Sandy Eleonora Knecht lugte mit grossen Augen hinter der grossen Schiebetür hervor und schüttelte verständnislos den Kopf.

«Nichts», stammelte Knecht aufgeschreckt, «… war doch alles nur Spass.»