Stürzt der Dollar vom Thron?

«Der Dollar ist unsere Währung, aber Euer Problem.» Mit diesem Satz beschrieb der US Finanzminister John Connally 1971 die damalige amerikanische Weltsicht: Die USA bestimmen die Weltwirtschaft, der Rest der Welt fügt sich.

Der Dollar hat das britische Pfund nach dem zweiten Weltkrieg als dominierende Reservewährung und Basis für den Welthandel abgelöst. Amerikas Zinsen, Staatsschulden und Inflation bestimmen damit das Schicksal anderer Länder und der Finanzmärkte. Die Währung und die sicheren US-Staatsobligationen haben Amerika in den Mittelpunkt der Weltwirtschaft gestellt. Die US-Politik hat die Rolle des Dollars überwiegend als Vorteil gesehen. Jüngst etwa als Druckmittel bei der Durchsetzung der Sanktionen gegen Russland. Nicht so Präsident Trump: Verschiedentlich hat er betont, dass ein schwacher Dollar den Exporten hilft und insgesamt vorteilhaft sei. Dollar-Reserven anderer Länder seien schädlich und abgeltungspflichtig. Die Idee eines «Mar-a-Lago-Abkommens» aus dem Umfeld des Präsidenten will die Reservefunktion und den Wert des Dollars darum gezielt schwächen.

Dass die Weltwirtschaft und die Notenbanken den Dollar fallen lassen, halten wir für unwahrscheinlich.

Thomas Rühl, Chief Investment Officer, Schwyzer Kantonalbank

Ungeachtet dieser Idee hat die US-Handelspolitik jüngst das Vertrauen in den Dollar erschüttert: Nach Ankündigung der «reziproken» Zölle waren risikoarme Anlagen gesucht – US-Staatsanleihen und der Dollar unüblicherweise aber nicht. Zollbedingte Rezessionsängste und die unberechenbare US-Regierung haben den Dollar als «sicheren Hafen» geschwächt.

Dass die Weltwirtschaft und die Notenbanken den Dollar fallen lassen, halten wir für unwahrscheinlich. Denn eine Alternative in Form von risikoarmen, vertrauenswürdigen und liquiden Schuldpapieren existiert derzeit nicht: Schweizer, deutsche und EU-Anleihen gelten als sicher, bieten aber zu wenig Anlagevolumen. Japan ist hoch verschuldet. China und Indien fehlt vielerorts das Vertrauen. In Asien, Nahost, Afrika und Lateinamerika dürfte die US-Politik den Einfluss Chinas und seiner Währung jedoch stärken.

Neben der momentan hohen Volatilität könnte die US-Regierung also auch strukturelle Änderungen der Weltwirtschaft bewirken. Die Geschichte des Pfunds zeigt, dass auch Reservewährungen keine garantierte Rolle haben. Wir halten eine breite Abkehr vom Dollar jedoch für eher unwahrscheinlich. Gleichwohl bleiben wir bei Aktien in allen Weltregionen neutral und damit eher abwartend positioniert.

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