Nabholz: Die (fast vergessene) Schweizer Sportmarke
Die Geschichte der Schweizer Kultsportmarke Nabholz geht bis ins Jahr 1821 zurück. Vor mehr als hundert Jahren gründete Hans Nabholz im solothurnischen Schönenwerd eine Textilfabrik und begann mit der Produktion von Trainingsanzügen. In den Sechziger- und anfangs der Siebziger-Jahre feierten die knallbunten Trainingsanzüge ihre Glanzzeit, bevor sie von der Bildfläche verschwanden. Der Name «Nabholz» blühte erst 2003 wieder auf.
Nicht nur Athleten kleideten sich einst in Nabholz: Die Trainingsanzüge aus Schweizer Produktion stiessen weit über die Sportwelt hinaus auf grossen modischen Zuspruch. Alle haben Nabholz getragen: Hausfrauen, Kinder, Hobby-Sportler. Das aktuelle Nabholz-Logo, eine doppelte Lilie, entlehnten die Macher in den Fünfzigerjahren dem Ortswappen von Schönenwerd. Zum Einsatz kam die ausgesprochen farbenfrohe Sportswear gerne auch in der Freizeit oder auf Reisen. Für Kinder wurde gar eine eigene Kollektion produziert. Auf dem Höhepunkt der Marke wurden im Jahr 1968 Olympiateams aus aller Welt mit den «Fine Swiss Athlet Suits» von Nabholz ausgestattet. Das Label errang damit endgültig internationales Ansehen in der Sport- und Modewelt. Elf Nationen, darunter die Olympiamannschaften der USA oder von Jamaika trugen die Schweizer Trainingsanzüge. Die Marke hatte es auch dem Schweizer Kunstturner und Olympiasieger Jack Günthart angetan, der im orangefarbenen Nabholz-Trainingsanzug in der TV-Sendung «Fit mit Jack» zur Frühgymnastik einlud. Auch Turnvereine, die etwas auf sich hielten, kleideten ihre Mitglieder in Nabholz-Textilien. Qualität, Tradition, Tragkomfort und Innovation sind und waren seit jeher das Credo der Marke, die 1992 allerdings in einen Tiefschlaf verfiel. Erst im Jahr 2003 hat sie sich mit Sporttextilien im Retro-Look neu erfunden. Trainingsjacken- und Hosen, Sweater, Tank Tops und Polo-Shirts in den bekannt kräftigen Farben erfreuen seither wieder eine eingefleischte Nabholz-Fangemeinde.
Caroline MohnkeDie Marke hatte es auch dem Schweizer Kunstturner und Olympiasieger Jack Günthart angetan, der im orangefarbenen Nabholz-Trainingsanzug in der TV-Sendung 'Fit mit Jack' zur Frühgymnastik einlud.
Transformation zum anerkannten Mode-Label
Der Markenkern von Nabholz basierte lange Jahre ausschliesslich auf der Produktion Sportbekleidung. Konkurrenziert wurden in erster Linie die beiden Sportartikelhersteller «Adidas» oder «Puma». Über die Zeit erweiterte das Unternehmen aber sein Angebot. Nachdem zuerst eine sportliche Herrenlinie eingeführt wurde, erfolgte im Jahr 2015 die Einführung einer eleganten Damenkollektion. Heute finden sich im Angebot der Marke modische Jacken und Mäntel, die sich durch ein zeitloses Design auszeichnen – im Gegensatz zu früher präsentiert das Unternehmen seine Kleidungsstücke allerdings farblich etwas zurückhaltender und dezenter. Preislich sind die Textilien in der Kategorie von Edelmarken wie «Moncler» oder «Bogner» angesiedelt, was der Nachfrage auf der Kundenseite allerdings in keiner Weise abträglich ist. Die erfolgreiche Transformation zum anerkannten Mode-Label ist offenbar geglückt. Das zeigt sich auch im Umstand, dass zahlreiche Mode-Boutiquen in ganz Europa eine Nabholz-Kollektion im Angebot führen.
Schweizer Traditionsmarken erleben immer wieder eine Renaissance
Nabholz ist nicht die einzige Schweizer Traditionsmarke, die wieder zum Leben erweckt wurde. Gleiches gilt für das Schweizer Kultgetränk «Vivi Kola», dass in den 80er Jahren von den übermächtigen US-Konkurrenten «Coca-Cola» und «Pepsi-Cola» vom Markt gedrängt wurde. Inzwischen wird «Vivi Kola» wieder in der Schweiz produziert und verkauft. Ebenfalls ein wiedererweckter Klassiker mit Schweizer Wurzeln sind die Dreiräder aus dem Hause «Wisa-Gloria» (mehr dazu auch hier). Die Produkte aus der Schweizer Spielzeugmanufaktur erfreuen sich heute wieder einer grossen Nachfrage, nachdem das Unternehmen einst kurz vor dem Konkurs stand. Diese und andere Beispiele lassen den erfreulichen Schluss zu, dass auch für Schweizer Traditionsmarken offenbar gilt: Totgesagte leben länger.