Credit Suisse: Höchste Zeit, die «Key Risk Takers» in den Aktionärsrang zu befördern

Rund 1'400 Mitarbeitende der Credit Suisse geniessen dem Vernehmen nach den Status eines sogenannten «Key Risk Takers». Darunter versteht die Bank einen privilegierten Mitarbeiterkreis, in der Regel auf Stufe Managing Director (MD), welcher gemäss Definition besondere Risiken verantwortet und dafür entsprechend hohe Cash-Boni erhält. In Krisenzeiten, verursacht durch eine fragwürdige Risikokultur, eigentlich ein Unding.

Die Mitarbeiterentschädigung ist in der Bankenwelt der mit Abstand grösste Kostenblock in der Bilanz. Zusammen mit den teilweise substanziellen Cash-Boni, die an die Belegschaft ausgerichtet werden, summiert sich beispielsweise die gesamte Lohnsumme der Credit Suisse auf einen jährlichen Betrag in zweistelliger Milliardenhöhe. Einzelne Mitarbeitende, darunter insbesondere die erwähnten Risikoträger, werden mit einem Salär im Millionenbereich entschädigt – notabene pro Jahr. Und dies, obwohl die Bank ausgerechnet aufgrund einer mangelnden Risikokultur in Schieflage geraten ist und sich nun einem schmerzlichen Restrukturierungsprozess unterziehen muss. Dennoch gedenkt die Credit Suisse nicht, von ihrer unsäglichen Bonuskultur abzurücken. Im Gegenteil: Mit dem Argument, gute Mitarbeitenden bei der Stange zu halten, sind wohl auch für das verlustreiche Geschäftsjahr 2022 erneut hohe Cash-Boni und Retention-Zahlungen vorgesehen. Letztere sind ein gängiges Instrument um Kader im Unternehmen zu halten. Wenn sie bis zu einem bestimmten Stichtag bleiben, erhalten sie eine Sonderzahlung, einen sogenannten Retention-Bonus.

Die Spreu trennt sich vom Weizen

Im Fall der sogenannten «Key Risk Takers» hat die Schweizer Grossbank ihrer vermeintlichen Risiko-Elite seit 2011 über 14 Milliarden Franken ausbezahlt. Das ist fast doppelt soviel wie der Gewinn, den die Credit Suisse in gleichen Zeitraum erwirtschaftet hat. Auch der direkte Vergleich mit der lokalen Konkurrenz wirft Fragen auf. So hat die UBS hat im Geschäftsjahr 2021 rund 3,4 Milliarden Franken an Boni ausgerichtet, während sich die Credit Suisse gegenüber ihrer Belegschaft mit 2,6 Milliarden Franken erkenntlich zeigte. Im Gegensatz zur UBS, die Gewinne erwirtschaftet, hat die Credit Suisse in besagtem Zeitraum aber einen Verlust von 1,6 Milliarden Franken ausgewiesen. Deutlicher könnte sich das Versagen der besagten Risiko-Elite nicht zeigen. Gleichwohl hält die Bank offenbar an ihrer Bonus-Philosophie fest und gedenkt ihre «Key Risk Takers» auch in Zukunft fürstlich mit Cash-Boni zu entlohnen. Sofern es gelingt, die Risikokultur der Bank neu auszurichten, spricht nichts dagegen, die Risikoverantwortlichen angemessen zu entschädigen. Weshalb die Credit Suisse ihre bestbezahlten Manager jetzt nicht deutlich stärker in die Pflicht nimmt, bleibt ein Rätsel. Was läge näher, als die ohnehin hoch bezahlte Manager-Gilde nicht mit Cash-Boni, sondern mit CS-Aktien an den Geschäftsrisiken der Bank zu beteiligen? Das Upside-Potenzial für «Key Risk Takers», die mit Aktien am Erfolg «ihrer» Bank partizipieren, dürfte dazu führen, dass sich in kurzer Zeit eine gesunde Risikokultur innerhalb der Credit Suisse etabliert. Kritiker dieser Idee mögen jetzt einwenden, dass der damit verbundene Systemwechsel dazu führen könnte, dass wichtige Funktionsträger von Bord gehen. Das ist nicht auszuschliessen und vielleicht auch gut so, denn die Spreu trennt sich eben auch hier vom Weizen.